Sonntag, 30. Dezember 2012

Socken à la Susanne

Anfang der Achtziger lernte ich Susanne kennen, zu unsereren gemeinsamen Interessen gehörte das Sockenstricken.
Während ich damals hauptsächlich klassische Socken in gedeckten Farben fabrizierte, hatte Susanne, die aus Dänemark, der Heimat des hønsestrik kam, eine Vorliebe für gemusterte Socken, gern in Rosatönen.




Rosa, das ging damals für mich gar nicht, aber irgenwann hat Susanne sich einen Spaß daraus gemacht, mir ein Paar ihrer rosa-pinkfarbenen Socken zum Geburtstag zu schenken.
Es wurden meine Lieblingsstrümpfe, ich habe sie getragen bis sie völlig durchlöchert waren und kein Stopfen mehr half und ich glaube, dieses Geschenk hat auch meine späteren Farbzusammenstellungen nachhaltig beeinflusst.

Susanne lebt schon lange wieder in Dänemark und wir haben den Kontakt zueinander verloren aber seit ich wieder stricke, habe ich oft an sie gedacht und nun endlich versucht, meine ehemaligen Lieblingssocken nachzustricken. Das Original war farblich und vom Muster her viel schöner, ich kann mich nur leider nicht mehr genau daran erinnern wie sie aussahen und habe daher nur das Grundprinzip übernehmen können, sich abwechselnde Borten mit verschiedenen Mustern.




Die Reihung der Borten erinnert mich tatsächlich ein bißchen an hønsestrik, das in den 70ern populär wurde und sich schnell über Dänemark hinaus verbreitete.
Namensgebend für diesen Strickstil waren drei Bücher von Kirsten Hofstätter, (1941-2007). Das erste, Hønsestrik erschien 1973, gefolgt von Hønsestrik 2 und Hønsestrik 3.

Die Bücher wurden in die skandinavischen Sprachen übersetzt, hier ein schwedisches Exemplar, und es existiert auch eine englischsprachige Ausgabe, Everybody´s Knitting, Penguin Handbooks, 1978.


e


Ursprünglich sollte das Buch den Titel : Strikkemanifestet tragen (Das Strickmanifest) und in dem politisch linksorientierten Verlag  Røde Hane (Roter Hahn) erscheinen. Dort wurde es aber abgelehnt. Daraufhin gründete Kirsten einen eigenen Verlag, den sie anfangs als Provokation gegen diesen männerdominierten Verlag  Røde Høns (Rote Hühner)  nennen wollte Schließlich gab sie ihm den Namen Hønsetryk und ihr Buch kam als Hønsestrik heraus.

Tatsächlich handelte es sich nicht nur um einen Strickstil, hønsestrik  war ein politisches Statement.
Eine wesentliche  Rolle spielte Konsumkritik, viele fühlten sich durch die kommerziellen Interessen der Garnhersteller manipuliert, die Strickbeschreibungen nur zusammen mit den von ihnen produzierten Garnen verkauften. 
Der Handarbeitsunterricht in den Schulen wurde als Indoktrination empfunden, das "freie Schaffen" dagegen gesetzt, das die individuellen Möglichkeiten des Einzelnen hervorhob. Farben und Muster sollten frei von autoritären Vorstellungen zusammengestellt, mit alten Normen gebrochen werden. 
Entsprechend bunt waren die Resultate, die Muster, selbst entworfen oder inspiriert durch volkstümliche Bordüren und Darstellungen von Tieren, Menschen und Pflanzen aus aller Welt, wurden wild aneinandergereiht.
So entstanden ungewöhnliche Kombinationen, auch in der Farbgebung, da das Verstricken von Restgarnen propagandiert wurde, um resourcenschonend zu arbeiten.

Wer sich einen Eindruck über diesen Strickstil  verschaffen will, kann sich bei Gravel & Gold unter Lady Power Knitters einige Bilder aus dem Buch ansehen.
Viel Spaß!

Quellen: 
Wintzell, Inga:
Sticka mönster, Historiskt om stickning i Sverige, Nordiska museet, 1980, p 62 f
Fox & Jane


Dienstag, 25. Dezember 2012

Bandweben mit dem Inkle Loom II


Weben


Im vorigen Post habe ich gezeigt, wie die Fäden auf den Inkle Loom aufgezogen werden.
Jetzt will ich den weiteren Ablauf beschreiben.
Bandweben ist eine prima Resteverwertung, meine Kette und mein Schuss sind aus Nialin, Nel 22/2. Das Garn besteht aus 60 % Baumwolle und 40 % Leinen und hat eine Lauflänge von ca. 6.600 m / kg . Es wird gern für das Weben von Handtüchern, Tischläufern und Sets benutzt.




Für mein  erstes Band habe ich 45 Fäden aufgespannt, die Tabelle  zeigt die Reihenfolge des Einzugs.



Das Weben auf dem Inkle Loom ist denkbar einfach. Die Kette besteht aus zwei Teilen, die Hälfte der Kettfäden wurde beim Schären über das obere Rundholz geführt und mit einer Halblitze versehen, die andere Hälfte wurde unterhalb des oberen Rundholzes gespannt, blieb ohne Litze und dadurch frei beweglich. Wird dieser untere Teil der Kette auf und ab bewegt, entstehen die Fächer in die das Schussgarn eingelegt werden kann.






Das erste Bild zeigt die neutrale Kettfadenstellung.


Wenn ich die Gesamtheit der unteren Kettfäden aus der Neutralstellung mit der Hand tiefer nach unten drücke, öffnet sich ein Unterfach.


 Drücke ich die gleichen Fäden dagegen nach oben, bildet sich das Oberfach.
.
Bei dieser Art des Bandwebens entsteht ein Kettrips, die Kettfäden werden mithilfe des Schussfadens zusammengezogen, bis der Schuss vollständig von der Kette bedeckt ist.
Das heißt, das Muster wird durch die Kettfäden gebildet. Beim Fachwechsel "kleben" die eng aneinanderliegenden Fäden gern zusammen, daher sollte vorm Einlegen des Schusses die Kette mit dem Schiffchen geklärt werden.






Ich habe ich ein spezielles Bandwebschiffchen benutzt. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die beiden Längskanten unterschiedlich gearbeitet sind.


Die eine Kante ist einfach einfach glattgeschmirgelt,


während die andere auf der ganzen Länge eine scharfe Kante hat. Mit dieser Seite wird der Schussfadens angeschlagen.



Mit der rechten Hand (wenn ich nicht gerade gleichzeitig fotografiere) drücke ich die untere Kette runter. Mit dem Schiffchen in der linken kläre ich erst das Fach und bringe dann das Schiffchen mit dem Schussfaden vollständig durchs Fach, dabei ziehe ich die Kettfäden möglichst gleichmäßig zusammen. Im offenen Fach drücke ich den Schuss gut an und achte darauf, dass die Kante möglichst gleichmäßig wird.


Jetzt drücke ich mit der rechten Hand die unteren Kettfäden hoch, schlage mit dem Schiffchen den eben eingelegten Schuss noch einmal fest und kläre damit auch das neue Fach, dann lege ich den Schussfaden ein, ziehe dabei wieder die Kettfäden zusammen und wiederhole diese beiden Schritte solange sich ein gutes Fach bilden lässt.



Wenn das Fach zu klein wird, löse ich die Schraube am Spannholz und verschiebe einfach vorsichtig die ganze Kette.



Die Litzen werden wieder etwas zurückgeschoben


und die Kette erneut gespannt.



Jetzt kann ich solange weben, bis sich kein Fach mehr bilden läßt. Die ungewebte Restkette wir in der Mitte aufgeschnitten und das Band vom Webgerät abgenommen.



Fertig! 
Das erste Bändchen ist 1,30 m lang geworden.







Mittwoch, 19. Dezember 2012

Bandweben mit dem Inkle Loom I

Bauanleitung und Aufzug der Kettfäden.


Schon immer wollte ich wissen, wie eigentlich ein Inkle Loom funktioniert. Leider kenne ich niemanden, der so ein Teil besitzt also habe ich mich entschlossen selbst einen zu bauen. Erfreulicherweise gefiel meinem Mann die Idee und er erklärte sich bereit die Schreinerarbeiten zu übernehmen.



Benötigt werden:
Ein stabverleimtes Buchenbrett aus dem Baumarkt, zwei Stangen Rundholz aus Buche, je 1 m lang mit 20 mm Durchmesser sowie ein 15 cm langes, dickeres Rundholz, unseres hat einen Durchmesser von 40 mm.
Eine Flügelmutter mit Unterlegscheibe und eine Stockschraube, das ist eine Schraube mit verschiedenen Gewinden an beiden Enden.




Da ich vergessen habe die Stockschraube zu fotografieren, habe ich gestern im Baumarkt schnell ein Foto  gemacht. Durch die Reflexe der Kunststoffverpackung ist das Bild etwas verwirrend aber ich denke man kann die beiden unterschiedlichen Teile erkennen, das offenere, vorn spitze Ende des Gewindes, das später in das dicke Rundholz geschraubt wird und das enge Maschinenschraubengewinde, das dann durch den Schlitz gesteckt wird und die Flügelmutter samt Unterlegscheibe aufnimmt, so dass sich das Spannungsholz festklemmen läßt.


 

Das Buchenbrett hatte die Maße 80 x 30 x 1,8 cm, die Zeichnung zeigt, dass 80 x 25 cm gereicht hätten, dieses Format war im Baumarkt aber nicht zu bekommen.




Das lange schmale Stück unten wird das Längsbrett, die beiden kurzen werden für die senkrechten Teile gebraucht und das Holz oben rechts ist das Grundbrett. Der Rest ist Verschnitt.



Zuerst werden alle Maße aus der Zeichnung übertragen, erst dann sollten die Ecken abgerundet werden. 
Die senkrechten Teile werden mit Überplattungen in das waagerechte Längsbrett eingepasst.



Den Längsschnitt hat mein Mann eingefräst, er läßt sich sicher auch sägen, das ist in Hartholz aber wohl etwas mühsam.



 Die Teile sind zusammengeleimt und die durchgehenden Bohrungen sind fertig



 Das Grundbrett ist montiert, geleimt und geschraubt




Die Rundhölzer, wurden eingepaßt und eingeleimt. In das dicke Rundholz, das zum Spannungsverstellen verschiebbar sein muss, ist das Holzgewinde der Stockschraube eingedreht worden.



Auf der Rückseite kann man die Flügelmutter erkennen.




Damit ist der Inkle Loom webbereit und die erste Kette kann aufgezogen werden.
Zuerst müssen die Litzen vorbereitet werden.
Das Video How to warp and Weave on the Schacht Inkle Loom  zeigt sehr schön wie das geht.
Als Material für die Litzen habe ich Teppichkettgarn (Kordonett) genommen und an meinem Inkle Loom die 4 senkrechten Rundhölzer als Lehre benutzt. Ich spanne das Garn einmal um sie herum und befestige es dann mit einem doppelten Knoten, beim ersten Knoten lege ich den Faden zweimal in die Knotenschlinge, dadurch wird er nicht locker, im Video kann man das gut sehen,



Die Enden des Knotens werden knapp abgeschnitten, damit sich später nichts verhakelt.  Auf diese Art und Weise habe ich  23 einzelne Schlingen hergestellt.




Jetzt kann das Aufbäumen beginnen.  Für meinen ersten Versuch habe ich nur die äußeren Hölzer genutzt. Wenn ich die Kette um alle Hölzer winde, erreiche ich bei diesem Gerät eine Kettlänge von gut 3 Metern.




Das Bespannen beginnt an dem dicken Rundholz auf der linken Seite. Es sollte in Mittelstellung stehen, damit man die Spannung nötigenfalls in jede Richtung nachjustieren kann. Ich habe den ersten Faden vorn im Schlitz angeknotet, dann über die  obersten Rundhölzer  außen entlang und unten zurück zum Spannungsholz gespannt, dort ein paar Mal darum gewickelt und die Litze angebracht. Dafür die vorbereitete  Schlinge doppeln, die Mitte über den Kettfaden und die Enden mit dem Knoten um das Litzenholz legen.




Der zweite Faden wird unterhalb des ersten oberen Rundholzes geführt, nimmt danach aber den gleichen Weg, bekommt aber keine Litze sondern bleibt frei. Nun geht es von vorn an wieder los.
Bei Farbwechseln verknotet man einfach den alten mit dem neuen Faden am Spannungsholz. 
Zum Schluss wird der Anfangsfaden, den ich vorne im Schlitz befestigt hatte, gelöst und mit dem letzten Faden zusammengeknotet.



Im nächsten Post werde ich das Weben beschreiben.

Nachtrag vom 10.7.2015:
Maker Mauz hat den Inkle Loom leicht verändert nachgebaut und darüber ein Video veröffentlicht:

https://youtu.be/PwGaCFDHHxA


Donnerstag, 13. Dezember 2012

Webpause

Nach gut 25 Jahren hat unsere alte Küche ausgedient, auch der Fußboden ist an an vielen Stellen abgenutzt und soll erneuert werden.



Da bei uns die Küche in den Wohnraum integriert ist, bedeutet das eine Totalrenovierung. Um nicht alles vollständig leerräumen zu müssen  - wohin auch damit ? - gehen wir partieweise vor.




Im ersten Renovierungsschritt war gleich mein Webstuhl betroffen, er steht jetzt zusammengedrängt  mit all den anderen Sachen mitten im Raum und zum Weben ist kein Platz mehr da.




Dafür konnte ich ihn mir mal aus einer ungewöhnlichen Perspektive angucken.





Stricken ist da ja viel flexibler.




Aus einem 100g - Knäuel dicker Strumpfwolle, Lana Grossa Meilenweit, 8-fach, will ich ein paar Kurzsocken stricken.




Es ist lange her, dass ich mit dickeren Nadeln, hier Stärke 4, gearbeitet habe. Ich muss mich tatsächlich erst wieder daran gewöhnen, auch die Länge der Nadeln macht mir Schwierigkeiten, ich stricke wesentlich lieber mit den kurzen 15 cm langen Nadelspielen.



Samstag, 8. Dezember 2012

Angewebt

Aus meinem frisch erworbenen Leinenvorrat, Bockens Lingarn 16/2, habe ich mir drei Rottöne für den Schuss ausgesucht.






Die Kissen sollen rechteckig werden, ca. 50 cm breit und 40 cm hoch. 
Jeweils eine Kissenseite will ich uni in einer der drei Farben weben, die andere längsgestreift mit den zwei verbliebenen Tönen.




Die gestreifte Seite für das erste Kissen ist schon fertig, mit dem einfarbigen Teil habe ich hier gerade begonnen.




Dünne Schussgarne spule ich gern mit dem Spinnrad, seit mein Mann mir ein sehr praktisches Gerät gebaut hat, das ich anstelle des Spinnflügels einsetzen kann.




So geht es wesentlich schneller als mit dem kleinen Spulrad und die Wicklung wird auch gleichmäßiger, da man den Faden gut führen kann.
Das Gerät eignet sich auch für dickere Garnspulen. Vorn am Dorn ist ein Gewinde eingeschnitten, auf das ich eine Aufnahme für größere Spulen schrauben kann.




Ich setze also große Spulen hinten auf den Ansatz des Metallteils und schraube das vordere Teil dagegen, dadurch entsteht eine Klemmung und ich kann mein Garn aufspulen.



Praktisch ist das nicht nur für handgesponnenes Garn sondern auch, wenn man mit mehreren Fäden schären möchte und nicht genug Garnspulen hat, so kann man seinen Garnvorrat vorher umverteilen.





Mittwoch, 5. Dezember 2012

Eingezogen

Endlich habe ich Zeit gefunden, die aufgebäumte Kette für meine Sofakissen in die Litzen und das Blatt einzuziehen.




In diesem Fall arbeite ich mit 4 Schäften und es kommt je 1 Faden in jede Litze.







Die Webpatrone zeigt das spätere Gewebebild des ungleichseitigen Köpers, der Schuss soll stärker hervortreten als die Kette.
Im unteren Teil der Abbildung sind die 4 Schäfte dargestellt, man kann sehen, dass jedem Schaft der Reihe nach ein Faden zugeteilt wird, dem  1. - 2. - 3.- 4. und dann geht es wieder von vorne los.
Auf der rechten Seite ist die Tretreihenfolge zu sehen und das kleine Quadrat zeigt die Aufbindung, die nötig ist um das gewünschte Muster zu weben.





Da ich mehr Fäden als nötig in der alten Kette hatte und ich nicht unnötig Schussgarn verschwenden will, habe ich rechts und links je 100 Fäden im Fadenkreuz abgebunden. Diese schmalen Ketten kann ich dann noch einmal für ein anderes Gewebe oder auch ein Band verwenden.
Meine aktuelle Webbreite beträgt jetzt knapp 42 cm.




Nach dem Litzeneinzug werden die Fäden in das Blatt eingezogen, bei einem 60er Blatt und einer Einstellung von 120/10, also 12 Fäden pro cm, kommen jeweils  2 Fäden in 1 Riet.










Jetzt knote ich die Fäden erst einmal provisorisch an den Warenbaum, dann folgt die Verschnürung.




Gemeint ist damit das Anbinden der Schäfte an die Kontermarschlatten und dieser an die Tritte. Die Kette wird jetzt endgültig angeknotet und es kann angewebt werden.