Samstag, 22. November 2014

Neugier

Als ich im August in Deutschland war, hatte ich eine Kette für Handtücher auf meinen Webstuhl aufgezogen, deren Streifenmuster ich mit Hilfe der Fibonacci-Zahlen entwickelt habe.


In den letzten Tagen habe ich daran gewebt, bis wirklich keine Fachbildung mehr möglich war, passenderweise war gleichzeitig auch gerade die Schuss-Spule leer.


Ich wollte gerne schnell etwas Neues anfangen.


Bisher hatte ich mich eigentlich nie für die sogenannten magischen Garne interessiert. Garne, die sich entweder durch die Art, wie sie versponnen sind oder durch elastische Anteile wie Lycra, nach dem Weben und Waschen zusammenziehen und dadurch mehr oder weniger dreidimensionale Gewebe bilden.
Doch dann hatte ich die fertigen Schals gesehen, die in der Kristdala Vävstuga entstanden waren und daraufhin habe ich mir beim Besuch der Webtage in Glimåkra eine kleine Kone Uldcrepe Z von Magiske Garner besorgt.


Der Schal, den ich nun weben möchte ist in der Väv 1/07 auf S. 41 zu finden. Entworfen hat ihn die dänische Weberin Lotte Dalgaard, die das Buch Magical Materials To Weave geschrieben hat.


Das Buch ist 2007 in Dänemark erschienen, die englische Ausgabe stammt von 2011.
Es werden darin die verschiedenen Garntypen beschrieben, es gibt Webvorschläge und eine Menge wertvoller Tipps im Umgang mit aktiven Garnen.


Eigentlich sollte die Kette aus sehr dünnem Leinen bestehen, Nm 17/1. Da ich so feines Leinen nicht in meinem Vorrat habe, webe ich nun den Schal mit mercerisiertem Baumwollgarn in Kette und Schuss. Ich bin sehr gespannt, wie dieser erste Versuch ausfallen wird.


Die Spule des linken Schiffchens enthält das feine Wollkreppgarn in dunkelblau, das alternierend mit dem "stabilen" Baumwollgarn eingeschossen wird.


Ich war so neugierig darauf, zu sehen, wie sich die Garne verweben lassen, dass ich die Fertigstellung meiner Handtücher erst einmal hintan gestellt habe.


Als nächstes werde ich mich aber endlich mal an die Nähmaschine setzen müssen, denn auch die in der vävstuga gewebten Stoffe sind immer noch nicht verarbeitet.



Sonntag, 16. November 2014

iWeaveIt - Websoftware fürs Handy


Vor ein paar Tagen bin ich zufällig auf ein Softwareprogramm zum Erstellen von Patronen aufmerksam geworden, das auf Tablets und Handys läuft.
Ursprünglich für das iphone geschrieben, gibt es seit einiger Zeit auch eine Version für Android-Smartphones.
Auf der Homepage von iWeaveIt findet man recht viel Information zum Programm und u.a. auch die Bedienungsanleitung zum Download.
Nachdem ich ein bisschen darin rumgeschmökert hatte, wurde ich richtig neugierig und bei dem geringen Preis von ca. 15,- € für das Basisprogramm, konnte ich nicht widerstehen. Da ich bisher kein Tablet besitze, habe ich mir über Google die App auf mein Smartphone runtergeladen.
Das Programm öffnet sich mit einer Musterpatrone, an der man erst einmal alle Grundfunktionen ausprobieren kann.




Mein Foto zeigt nicht die voreingestellte Patrone sondern ein Muster, das ich mir bei dem Webmusterarchiv von handweaving.net  ausgesucht habe und per E-Mail ganz problemlos importieren konnte.


Indem man einfach auf den Bereich des Einzugs tippt, öffnet sich ein Fenster, in dem man nun seine Eingaben eintippen kann. Ich habe das bisher immer mit dem Finger gemacht, eigentlich ging das ganz gut, wenn man aber viel mit der App arbeitet, ist es sicher praktischer einen Eingabestift zu benutzen.



 Hier das Bearbeitungsfenster für die Aufbindung



Und schließlich die Eingabemöglichkeit der Trittfolge. Durch einfaches Herumspielen bekommt man gut mit, was sich alles mit dem üblichen Tippen und Wischen machen läßt, im Handbuch stehen aber noch weitere Bearbeitungsmöglichkeiten, auf die ich von selbst nicht gekommen wäre, es lohnt sich also, sich das Manual gut durchzulesen.


Auch die angebotene Farbpalette lässt sich mit einem Farb-Editor beliebig erweitern. Hier hatte ich aber zuerst einmal Schwierigkeiten mit dem Programm.


Der Bedienungsanleitung konnte ich entnehmen, das sich im Programm ein Menue öffnen lässt, über das sich etliche wichtige Funktionen ansteuern lassen, wie Öffnen und Speichern, neue Muster erstellen, Drucken und Versenden der Patronen und eben auch das Aufrufen des Farbeditors.
Allerdings konnte ich soviel Wischen und Tippen wie ich wollte, nie zeigte sich die oben abgebildete Auswahlmöglichkeit.
Meine Hilfesuche bei Ravelry und Weavolution brachte mich auch nicht weiter, da die meisten Weberinnen das Programm fürs iPhone hatten.
Daraufhin habe ich die, in der App angegebene Feedback-Möglichkeit genutzt und der Programmentwicklerin Sally Breckenridge in einer E-Mail meine Probleme geschildert.
Und ich war absolut begeistert, dass ich schon nach ca. drei Stunden eine Mail-Antwort auf meine Fragen bekam, die alle Probleme löste.
Ich muss bekennen, dass ich mir nur deshalb ein Smartphone angeschafft habe, weil man damit bequemer SMS verfassen kann und immer einen akzeptablen Fotoapparat dabei hat. Alles andere hat mich nie interessiert und entsprechend wenig Bedienungserfahrung hatte ich auch.
Vielleicht wären andere darauf gekommen, die Hardware des Handys zu bemühen. Sandy schrieb mir, dass das Sensorfeld links neben der Mitteltaste unter dem Schirm das Menue öffnet - so war es denn auch und plötzlich standen mir alle Funktionen offen.
Da Sally mit dieser Anfrage schon öfter konfrontiert wurde, will sie im nächsten Manual einen deutlichen Hinweis darauf einfügen. (Nachtrag: ist schon geschehen!)


Eine Möglichkeit des Programms, der ich bisher nirgendwo begegnet bin (vielleicht habe ich aber auch nicht danach gesucht) hat mir sehr gut gefallen. Man kann beim Erstellen der Patrone entscheiden, ob man Tritte benutzen will oder an einem Tischwebstuhl mit einem Liftplan arbeiten möchte, also die jeweilige Hebung der Handhebel darstellen möchte.


Schön ist auch, dass  man durch Einzoomen mit den Fingern auf dem Bildschirm, die Darstellung der Patrone soweit verkleinern kann, dass man einen recht naturalistischen Eindruck vom Gewebe bekommt.


Das unterscheidet sich ja doch erheblich von der einfachen Darstellungsmöglichkeit meines ersten Webprogramms, auf das ich 1982 aber stolz wie Oskar war.



Mein Mann hatte es für mich in Basic programmiert und es lief auf seinem Sinclair ZX Spectrum, einem in England entwickelten einfachen Heimcomputer, dem ein Fernseher als Monitor diente und ein Kassettenrecorder mit normalen Kassetten als Speichermedium.



Letzteres erklärt auch, warum in meiner Bedienungsanleitung für dieses Programm, die nach wie vor in meiner aktuellen Webkladde zu finden ist, unter Punkt 2 die heute etwas seltsam anmutende Anweisung steht:
Band einlegen, zum Anfang spulen (Lautstärke 1/4 vor 4)


Zu diesem Kleincomputer, der nicht größer ist als eine Din A5-Seite, gab es einen Thermodrucker, befüllt mit einer 10 cm breiten Rolle aluminiumbeschichteten Papiers.


Ich finde es schon sehr erstaunlich, dass man nach mehr als 30 Jahren die Ausdrucke noch immer so gut lesen kann.

Die Daten der iweaveIt-App werden im wif-Format abgespeichert, daher kann ich sie wunderbar in Fiberworks lesen und bearbeiten, dem Webprogramm, mit dem ich heutzutage auf meinem PC arbeite.

Zwei Dinge weiß ich jetzt schon, ich werde mir auch noch die drei verfügbaren Add-ons besorgen, den Project Calculator, den Treadle Tracker und die Designer Add-on und ich werde mich nicht mehr darüber mokieren, wenn in Bus und Bahn alle möglichen Leute auf ihren Phones rumdaddeln, ich könnte jetzt selber in Versuchung geraten.




Montag, 10. November 2014

Neues Buch


 Wie schön, es ist ein neues Webbuch auf dem Markt!


Weave - Knit - Wear von Judith Shangold ist im Oktober 2014 bei Xrx Books erschienen. Es ist ein Paperback, ca. 25 x 24 cm groß und hat 138 Seiten.


Wie schon im Untertitel zu lesen, können die Modelle alle mit einem Webrahmen verwirklicht werden. Die Technik des Rahmenwebens wird im Buch auch ausführlich dargestellt.


Dazu kommen Tipps zur Fertigstellung von Geweben und Design-Grundlagen. 
Sogar die gängigsten Stricktechniken werden noch einmal kurz vorgestellt, denn viele der abgebildeten Kleidungsstücke sind mit gestrickten Details kombiniert.


Bei der oben abgebildeten Jacke sind z.B. der Schalkragen und die Ärmel angestrickt.


Alle Schnitte sind sehr einfach gehalten aber mit Maßangaben und recht ausführlichen Nähanleitungen versehen.
Insgesamt gibt es Anleitungen für vier Wraps, fünf Oberteile, sieben Jacken, drei Westen, drei Schals, drei Mützen, vier Taschen und einen Babysack.
Ich webe gerne Stoffe für Bekleidung und mir gefällt das Buch, da es eine Menge Anregungen bietet.



Samstag, 8. November 2014

Läufer und Spültücher

Bevor wir im Sommer einen Kurztripp nach Deutschland gemacht haben, hatte ich Anfang August noch eine neue Kette auf meinen Webstuhl aufgezogen.


Eigentlich sollte daraus ein Ripsläufer entstehen, der weiße Schuss wurde aber von den dunkelblauen Kettanteilen nicht genügend abgedeckt, daher habe ich mich entschlossen den Läufer in einfacher Leinenbindung mit einem sehr dünnen Schussgarn zu weben.


Ich hatte vor einiger Zeit altes, bereits gespultes, sehr dünnes Leinengarn geschenkt bekommen.


In Verbindung mit der Cottolinkette, wurde das Gewebe schön dicht und das dunkle Blau wirkt relativ klar. Der Läufer muss nun noch genäht und gewaschen werden, dazu hatte ich bisher noch keine Lust. 
Ich wollte lieber erst Spültucher weben.
Disktrasor aus reinem Leinen sind momentan in Schweden sehr beliebt.


Die Firma Växbolin verkauft sie mit und ohne passende Handtücher in vielen verschiedenen Farben.
Etliche schwedische Weberinnen, z.B. Mellansyster und Irene von Toras Vävstol
haben schon über ihre selbst hergestellten disktrasor gebloggt und ich selbst habe auch schon Anfang des Jahres einen ersten Webversuch gestartet.
In der letzten VÄV (Nr 3, 2014), gab es gleich zwei Beiträge zum Thema, auf S.18 einen Artikel über die Folkhögskola in Fristad, in der Teilnehmerinnen eines Webkurses verschiedene Bindungen ausprobiert hatten und auf S. 52 eine Webanleitung für diese beiden Tücher.



Also habe ich meinen kleinen Kontermarschwebstuhl mit einer naturfarbenen 16/1 Leinenkette bespannt



und verschiedene Garnreste eingeschossen, 8/1-Leinen, Blångarn und Effekttow sowie 16/1-Leinen, doppelt gespult.


Insgesamt sind so neun Tücher entstanden, zwei Stück hatte ich schon vorher abgeschnitten, gesäumt und gewaschen, um zu testen, ob die gewählte Einstellung stimmt.


Nach der Wäsche sahen die Spültücher sehr krumpelig aus und da meine Kaltmangel in Deutschland steht, musste ich mir etwas anderes einfallen lassen, um die Tücher zu glätten.


Eine einfache Behandlung mit dem Nudelholz auf der Küchenarbeitsplatte hat Wunder gewirkt.


Die noch leicht feuchten Lappen wurden glatt, geschmeidig und glänzend.


Im täglichen Gebrauch lässt sich dieser Zustand natürlich leider nicht aufrechterhalten...


Da die Rückreise bevorstand, wollte ich unbedingt noch eine neue Kette aufziehen, um später in Schweden keinen leeren Webstuhl vorzufinden.


Die dunkelrote Cottolinkette ist für Platzdeckchen in Sålldräll bestimmt.


Das Muster stammt aus der VÄV 3 von 2001, S.18ff, im Schuss verwende ich ebenfalls Cottolin in verschiedenen Rot-, Orange- und Lilatönen.



Zum Schluss noch ein Fortschrittsbericht meiner Strickarbeit. Bei der Isager-Jacke bin ich mittlerweile am zweiten Ärmel angekommen.