Da ich erst im Mai wieder nach Schweden kam, konnte ich bisher an den Treffen meiner Gruppe nicht teilnehmen, aber dafür nun die Webreise nach Östergötland mitmachen. Ein ganzer Reisebus voll Weberinnen von Syostvävarna, und Mitglieder aus vävstugor der Umgebung startete letzten Freitag von Västervik aus nach Linköping.
Unser erstes Ziel war Östergötlands Läns Hemslöjd
Das schöne Ladengeschäft mit qualitativ hochwertigem Kusthandwerk, kannte ich schon von früheren Besuchen in Linköping.
Dieses Mal ging es über den netten Innenhof in das hintere Gebäude, in dem wir erst einmal Kaffee tranken.
Danach hielt die zuständige Hemslöjdkonsulentin, Ann-Sofie Svansbo, einen interessanten Vortrag über Östgötadräll, einem ortstypischen 8-10 schäftigen Drällgewebe, das ursprünglich mit Leinenkette und Wollschuss gewebt wurden. Die Kopien, die nach den alten Vorlagen heute dort verkauft werden bestehen aber aus Baumwolle und Wolle.
Im Obergeschoss konnten wir noch die kleine Webwerkstatt besichtigen, die für Kurse zur Verfügung steht.
Unser nächstes Ziel war Löfstad Slott.
Das im 16. Jahrhundert erbaute Schloss war bis 1926 bewohnt. Die letzte Schlossherrin war unverheiratet und kinderlos und hinterließ ihren Besitz Östergötlands Museum und Riddarhuset, also dem schwedischen Adel, mit der Auflage das Schloss zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Nach einem Mittagessen im angegliederten värdshus hatten wir die Möglichkeit an einer Führung durch die Räumlichkeiten des Schlosses
Dann kam für mich der Höhepunkt der Reise, ein Besuch der Björke Vävstuga zwischen Finspång und Skärblacka.
Björke Vävstuga ist eine mechanische Weberei, mit einem großen Café für Besuchergruppen,
einem sehr netten kleinen Café für Einzelreisende,
liebevoll gestalteten Ausstellungsräumen in mehreren Gebäuden auf dem Gelände und einem Laden, in dem die eigenen Produkte verkauft werden.
Aber was mich am meisten fasziniert hat, war die Besichtigung der Weberei.
Als wir dort waren, wurde an den Webstühlen nicht mehr gearbeitet, das war praktisch fürs Fotografieren und offenbar schonend für die Ohren.
Ich finde es immer wieder unglaublich, dass es möglich ist, auf ölgetränkten Metallmonstern blendend weiße Stoffe zu weben.
Oben am Webstuhl sieht man den Schaftaushebungsmechanismus, der an Kontermarschwippen erinnert.
Der gleiche Webstuhl vom Weber aus gesehen.
Hier sieht man das Schiffchen in der Schussvorrichtung, oberhalb sind weitere Schussspulen gelagert.
Die Spulmaschine
auf der die hölzernen Schussspulen bewickelt werden.
Das Werkzeug , das in dieser Weberei benötigt wird, unterscheidet sich doch etwas von dem, was unsereiner so braucht.
Aber bei dem Tempo können wir ja auch nicht mithalten.
Bei diesem Webstuhl aus dem Jahr 1968 schlägt der Kamm ca.140 mal pro Sekunde den Schuss an, für 1 cm werden 17 Anschläge gebraucht, das macht 8,24 cm pro Minute oder 4,9 m pro Stunde.
Ganz links ist an diesem Webstuhl die Lochkartenvorrichtung zu erkennen, die die Schaftaushebung steuert.
Im Nebenraum stehen zwei Maschinen, mit denen diese Lochkarten geschlagen werden.
Die fertigen Lochkarten werden säuberlich gerollt und mit einer normalen Wäscheklammer versehen aufbewahrt. Auf der Klammer steht jeweils die Bezeichnung für das Muster.
In den Wannen sind bestimmte Mustergruppen zusammengefasst, hier z.B. schmale Karten für Läufer und Servietten
Im hinteren Teil des Raums werden die langen Ketten geschärt.
Noch einmal im Detail der Konenständer
Gegenüber sind fertige Geschirre gelagert, Kettreste des letzten Gewebes, die schon in die Litzen und den Kamm eingezogen sind. Die einzelnen Fäden der neuen Kette müssen also nur angeknotet werden, das erspart eine Menge Zeit.
Marianne, von Kristdala Vävstuga, Eva-Lena von Trollgarn und
Monika von Mina fingrars verk. Bei allen gibt es weitere Berichte zu unserer Webreise.