Freitag, 17. Mai 2013

Virserums Vävstuga

Als wir 2006 unser Haus kauften und uns mit unserem neuen Wohnort vertraut machten, war ich völlig fasziniert von der Tatsache, dass es in Virserum eine vävstuga gibt.
Immer wenn ich in früheren Jahren in Väv-Magasinet und Hemslöjd-Zeitschriften Berichte über diese schwedischen Webtreffs las, hatte ich mir gewünscht, wir hätten in Deutschland auch solche Möglichkeiten.
Wer im schwedischen Wikipedia den Begriff vävstuga nachschlägt, erfährt, dass es in Schweden heutzutage 613 dieser Einrichtungen mit 5376 Webstühlen und 9344 Mitgliedern gibt.
89 % der vävstugor sind ideele Vereinigungen, Zusammenschlüsse von Webinteressierten, die Miete und Heizkosten durch Mitgliedsbeiträge oder zum Teil auch durch Verkäufe ihrer Produkte aufbringen. Nur der geringste Teil wird öffentlich oder z.B. kirchlich bezuschusst. Obwohl das Wort stuga, Hütte bedeutet, sind nicht alle vävstugor  in eigenen Gebäuden untergebracht.




Nachdem unsere Renovierungsarbeiten nun nicht mehr die ganze Freizeit in Anspruch nehmen, hatte ich im letzten Herbst an die Tür der Virserumer vävstuga geklopft und wurde daraufhin von zwei sehr freundlichen Weberinnen eingelassen und herumgeführt. 
Im Frühjahr habe ich schließlich, noch von Deutschland aus, Ann-Marie, die Leiterin der vävstuga angeschrieben und gefragt, ob es noch einen freien Platz gibt. Nun war ich schon zum zweiten Mal beim wöchentlichen Treffen mit Kaffee und  selbstgebackenem Kuchen, habe mittlerweile die meisten der 22 Weberinnen kurz kennengelernt, bin im Besitz eines Schlüssels und fange morgen an zu weben.



Auf zwei Etagen stehen eng an eng insgesamt  26 große bis sehr große Webstühle verschiedener Fabrikate und jeden Alters.



Wenn ein Webvorschlag gemacht wird, tragen sich Interessenten in eine Liste ein und geben an, wieviele Meter sie jeweils weben möchten, danach berechnet sich dann die Kettlänge, Kettlängen von 30 m sind dabei nicht ungewöhnlich.



Hier sind gerade ein paar Decken in verschiedenen Farbstellungen fertiggeworden. Drällgewebe sind sehr praktisch, die Kette kann einfarbig aufgezogen werden und jede Weberin kann ihren Teil nach eigenen Farbwünschen gestalten.





Hier entsteht ein Flickenteppich.


Ein gubbväv im gebundenen Rosengang wird vom Webstuhl abgeschnitten.


Dieser alte, allmogeblå gestrichene Webstuhl brauchte offenbar nur ein paar neue Teile


und ist nun  wieder voll einsatzfähig.



Hinter dem blauen Webstuhl kann man den einzigen Kontermarschwebstuhl der vävstuga sehen. In Schweden wird viel häufiger als bei uns am sog. trissvävstol, also mit Rollenzug gearbeitet. Da werde ich mich wohl etwas umgewöhnen müssen.




Diese beiden Bilder zeigen den Blick aus den Fenstern des oberen Stockwerks.  Man sieht, der Frühling hat sich nun auch in Schweden durchgesetzt.







Im oberen Webbereich steht vorn ein älterer Webstuhl mit einer interssanten Weblade. die meisten schwedischen Webstühle haben eine Hängelade und bei den finnischen ist die Standlade weit verbreitet, hier wird die Kammlade waagerecht an das Gewebe geschoben.











Rips und Munkabälte




Diese praktische Aufbewahrung für die Einlegeleisten kannte ich noch gar nicht. 




Wer sich noch in anderen vävstugor umsehen möchte, der könnte z.B. einmal 
Kristdala vävstuga , ganz in meiner Nähe  oder Nästansjö Vävförening , hoch im Norden liegend, einen Besuch abstatten. 

Informationen zu weiteren vävstugor gibt es bei hemslöjd.org




18 Kommentare:

  1. Schön, dass das Weben in Schweden so verbreitet ist. Da werden ja ganz tolle Sachen gewoben und so viele verschiede Farben, Formen und Techniken. Danke für den Rundgang :o)!
    Liebe Grüsse
    Berni

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    1. Leider nimmt das Interesse am Weben auch in Schweden ab, daher bin ich besonders froh, eine vävstuga im Ort zu haben.
      LG
      maliz

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  2. Hej,
    Vilken stor och härligt vävstuga, önskar jag hade något liknande där jag bor.

    Trakterna kring Virserum är fina, det är nästan mina gamla hemtrakter. Jag är uppväxt i en liten ort som heter Bruzaholm som ligger mitt emellan Mariannelund och Eksjö, du har säkert åkt igenom där. I min ungdom åkte vi på Virserums marknad. Och till Folkparken i Virserum :-)

    Ha en trevlig helg i Småland!

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    1. Nästa gång jag är på väg till Eksjö besöker jag Bruzaholm och tänker på dig :-))
      Ha det så bra!

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  3. Das hört sich sehr interessant an. Die Aufbewahrung für die Leisten finde ich genial. Weil so einfach aber auch praktisch.
    LG Elke

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    1. Habe die Dinger gerade in einem alten Glimåkra Katalog entdeckt, sie sind mir früher nie aufgefallen.

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  4. "there are now 613 of these facilities with 5376 looms and 9344 members" - that is awesome, that is power of tradition. You must be happy that you can be part of it. Seeing those photos is big pleasure.

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    1. You are right, I´m really very happy that I have the possibility to be part of this weaving community.

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  5. Hallo,
    ich habe deinen Rundgang genossen. Vielen Dank! War sehr interessant.
    VG aus dem regnerischen Ostfriesland
    Gelrinde

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    1. Oh, hier im Norden haben wir wunderbares Sonnenwetter.
      LG
      maliz

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  6. Interessant! Schöne Bilder, schönes Gewebene. Ich wäre auch gerne dort. Als ich vor einige Jahre in Schweden so ein Webstugo besuchen wollte, konnte niemand mir erzähle wohin ich gehen sollte. Im Ort wo ich Ferien machte hatte die stuga gerade geschlossen. Schade, und jetzt bin ich ganz eifersüchtig.

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    1. Ich habe gerade gesehen, was für eine tolle Webreise du gemacht hast, da werde ich ja eifersüchtig!

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  7. Das war ein spannender Bericht für Weber. Diese Variante bietet natürlich auch einen klaren Platzvorteil sowie eine gemeinsame Nutzung von Schäreinrichtungen. Es ist immer interessant über den eigenen Tellerrand zu schauen. Um Deinen derzeitigen Aufenthaltsort kann man Dich nur beneiden. Ich wünsche Dir viel Spaß in Deiner neuen Webgemeinde.
    LG Silke

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    1. Es ist wirklich sehr praktisch, z.B. auf diese Art auch mal an einem Riesenwebstuhl weben zu können, ohne sich selbst die ganze Wohnung damit blockieren zu müssen.
      LG maliz

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  8. Hej Marlies, das ist ja unglaublich, was sich hinter dem Schild Vävstuga verbirgt. Ich habe das schon gesehen, aber immer gedacht, das es sehr privat sei. Nun sind wir schon fast 20 Jahre in der Gegend und immer kann ich etwas Neues entdecken. Ich freue mich schon auf den Sommer, um auch einmal einen Blick in dieses Webparadies zuwerfen. Liebe Grüße Gabi

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    1. Ist doch schön, dass es immer wieder etwas gibt, was man noch nicht kannte und du hast es ja nicht weit, wenn du erst mal wieder hier bist :-)
      Mit Grüßen
      maliz

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  9. Guten Morgen Maliz!
    Vielleicht kannst du mir weiterhelfen. Ich besitze einen Webstuhl der Marke Nääs Vävfen mit Namen Maria Stolen. Er hat Rollen und ist glaube ich aus Schweden. Kennst du die Marke oder

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    1. Hallo Susann,
      ich meine, den Namen schon mal gehört zu haben, kann mich aber leider nicht erinnern wo und auch eine schnelle Suche bei Google hat nichts erbracht. Es gab in den 1970er Jahren und sicher auch schon früher eine große Anzahl von Tischlern, die Webstühle hergestellt haben und die in relativ geringer Anzahl auch heute immer wieder auftauchen.

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