Mittwoch, 29. November 2023

BLAU - Tischläufer und Schal

 


In diesem Jahr war ich in der vävstuga in Virserum hauptsächlich mit der Neueinrichtung unseres Damastwebstuhls beschäftigt und habe außer ein paar Probestücken am Damastwebstuhl kaum etwas gewebt.

Tatsächlich habe ich nur noch ein kleines Reststück einer ehemals langen Kette in einen kurzen Tischläufer verwandelt. Die 8-schäftige Drällkette war aus Cottolin, gewebt habe ich mit dunkelblauem Leinen.

 

 

Weil ich nicht wusste, wie weit die Kette reichen würde, habe ich das ursprüngliche Muster stark vereinfacht und so den Rapport verkürzt.

 


Für meine Kommode ist der kleine Läufer gerade groß genug.

 

 
 
Ich mag die Farbe Blau
 


 
Blau mit anthrazit ist deshalb auch ein neuer Schal auf dem 30 cm kleinen  Eitorfer Webrahmen geworden.

 


Das Muster mit zwei verschiedenen Streifenbreiten, hatte ich Anfang des Jahres schon einmal in Rottönen auf dem Esslinger Webrahmen gewebt.



  
Hier fehlt nur noch der Befestigungsstich...

 


 ...und natürlich noch das Fransendrehen.



 

Es ist kalt und es schneit gerade wieder, der Schal ist zur rechten Zeit fertig geworden :-)


 






Sonntag, 29. Oktober 2023

Eine kleine Wolldecke

 

Es ist Herbst, die Tage werden kälter, wir hatten sogar schon etwas Schnee in Virserum und mein Lieblings-Lesesessel steht in der Nähe einer Tür, durch die es unten ein bisschen zieht.


 

Aber eine kleine, wärmende Wolldecke war schnell gewebt.

In meinem Fundus hatte ich noch je 200 g Socki fine Strumpfwolle von Adlibris in schwarz und hellgrau, das sollte für die gewünschte Größe der Decke reichen.

 

 

Ich hatte noch nie engelsk tuskaft gewebt, gibt es dafür einen deutschen Begriff ? 

Dieses interessante Muster, das nur 2 Schäfte und 2 Tritte erfordert, hatte mich schon lange fasziniert. Gewebt habe ich es hier aber in der 4-Schaft Version auf meinem selbstgebauten Lotta-Webstuhl

 

 

Wie die abgebildete Patrone zeigt, ist es tatsächlich möglich diese Panama-Variation mit nur 2 Schäften zu weben, daher will ich die Bindung demnächst auf einem meiner kleinen  sog. Schul-Webrahmen für einen Schal einsetzen.



 

Ich habe die volle Webbreite von 80 cm genutzt und eine schwarze Kette mit 5 Fäden pro Zentimeter auf den Webstuhl gebracht. Socki fine Wolle von Adlibris hat eine Lauflänge von 425 m/100g. Meine Schussfarbe war hellgrau.

 


Das Detailbild zeigt, dass ich mit nur 3 flottierenden Fäden bei der gewählten Einstellung und dem dünnen Garn keine Musterquadrate erziele. Da mir das Muster trotzdem gut gefiel, habe ich keine Änderung an Einstellung oder Fadenanzahl in den Flottierungen vorgenommen.


 
Der Anfang ist gemacht, als eine Art Umrandung hatte ich an den Seiten einen schmalen Bereich Leinwandbindung eingezogen, den werde ich beim nächsten Mal wohl etwas breiter machen.
Außerdem gefiel mir der blaue Wollfaden gut, den ich zum Ausgleich der Lücken bei der Kettanbindung eingeschossen hatte sehr gut. Meinen geplanten Schal will ich daraufhin mit kontrastfarbigen Enden versehen.
 

 
 
Vergleicht man die Bilder oben und unten, sieht man, dass mein Webstuhl eine kleine "Aufrüstung" erfahren hat. Ein schmaler, aufgeklebter Metallstreifen sorgt dafür, dass ich meine Spickzettel nun mit Hilfe von Magneten befestigen kann. :-)
 

 
 
Den Anfang und das Ende des Gewebes habe ich mit einem kleinen überwendlichen Stich gesichert und die Decke kann nun vom Webstuhl genommen werden, ohne dass sich Schussfäden lösen.
 


 Das Fransendrehen per Hand mit je 6 Fäden nahm ganz gut Zeit in Anspruch.

 


 

Die Detailaufnahme zeigt den gewaschenen und gebügelten Stoff.

 


Die Decke ist mit 1,70 m länger geworden als beabsichtigt, ich hatte mit wesentlich mehr Einsprung und Webabfall gerechnet. Tatsächlich kann ich sie nun auch als Stola nutzen.

 






 

Freitag, 29. September 2023

"Schwedische Gardinen"

 

 

Als ich meine erste eigene Wohnung einrichtete, galten Gardinen - zumindest in meinem Freundeskreis - irgendwie als unmodern und piefig.

Offenbar habe ich diese Einstellung nie so richtig überwunden, denn in keiner meiner späteren Behausungen waren die Fenster mit schmückenden Gardinen versehen, sowohl in Schweden als auch in Deutschland gibt es nur Rollos oder Jalousien, wo sie als Blick - oder Sonnenschutz unbedingt nötig sind und ich habe den Eindruck, dass ich in Deutschland damit alleine bin.

Ganz anders sieht die Situation in Schweden aus, selbstverständlich haben auch hier nicht alle Leute Gardinen vor den Fenstern aber hier scheinen Fenstervorhänge einen größern Stellenwert zu haben. Nicht nur früher sondern auch noch heute, ist es für viele Schweden  ganz normal im Jahresverlauf die Gardinen zu wechseln, im Frühjahr gibt es andere als im Sommer oder Herbst und selbstverständlich sieht man in manchen Fällen auch schon an den Gardinen, dass die Weihnachtszeit angebrochen ist.

 

 
 
Das hier war bestimmt einmal eine Weihnachtsgardine, leider sind die feinen, eingewebten Goldfäden auch auf dem Detailfoto nicht sehr gut zu erkennen. 
Ich habe die großen Stoffbahnen in einem Korb gefunden, der mir zusammen mit einem Webstuhl geschenkt worden ist und der Material für Flickenteppiche enthielt.
 
 


Vor einiger Zeit habe ich damit begonnen, die Weihnachtsgardinen nach und nach in Streifen zu schneiden, um daraus Auflagen für Gartenmöbel zu weben.

 

 
 
 
Vielfach sind es sind es relativ schmale Stoffstreifen, sog. gardinlängder, ich glaube, bei uns nannte man so etwas Schals, die seitlich das Fenster einrahmen aber sich gar nicht über die ganze Breite ziehen lassen.


 

Diese Gardine hat mir eine schwedische Freundin zur Weiterverwertung geschenkt, nachdem sie sie bei sich zu Hause ausgemustert hatte.

 

 

Aus einem anderen schmalen Gardinenschal, den ich vor Jahren geschenkt bekam habe ich damals Kissen für unser Gästebett genäht.

 


 

Den türkisfarbenen Gardinenschal mit dem Blattmuster benutze ich als Tischläufer, die unifarbene Gardine wartet noch auf ihre Bestimmung.

Gardinlängder findet man durch die schwedische Gardinenwechselei wirklich zuhauf und für wenig Geld auf jedem loppis, den schwedischen Flohmärkten und Second Hand Läden.

 


Diese beiden Bilder zeigen einen Ausschnitt des gestrigen Angebots bei Emmaus und Erikshjälpen in Växjö.

 


 

Immer wieder kaufe ich interessant gemusterte loppis-Gardinen und lege sie zu meinen Stoffvorräten. Als ich jetzt im August in Deutschland war, habe ich mir aus zwei schwedischen Gardinenlängen eine leichte Jacke genäht. 


 

Auch das dabei verwendete Schnittmuster der dänischen Kette Stof & Stil habe ich irgendwann einmal auf einem schwedischen Loppis ergattert.

 

Die Grundteile sind zusammengenäht.



Hier nähe ich noch den Kragen.

 


Zum ersten Mal benutze ich den Spezialfuß für das automatische Nähen von Knopflöchern, der mit meiner neuen Nähmaschine kam. 

Lange kam mir das seltsame Teil suspekt vor, aber nun bin ich tatsächlich begeistert.

 


 

Bevor man den Fuß befestigt, klemmt man den Knopf, den man verwenden will, in das hintere Ende ein (hier links). Dadurch wird automatisch die richtige Länge für das des Knopfloch genäht. Der Knopflochhebel rechts hinten am Kopf der Maschine wird heruntergelassen. Dann wählt man den Knopflochtyp über die Mustertabelle aus. Die Markierungen am Fuß helfen bei der Positionierung auf dem Stoff und nun muss nur noch "Gas" gegeben werden. Wenn das Knopfloch fertig ist, stoppt die Maschine automatisch.

 

 
 
Die Jacke ist ein 100 prozentiges Recyclingsprodukt, selbst die Perlmuttknöpfe stammen von Flohmarkt. :-)
 

 
 
Da die Stoffbreite bei den beiden Gardinenschals nur ca. 55 cm betrug, musste ich im Rückenteil eine Naht machen. Bei dem wilden Muster fällt das aber nicht allzu negativ auf.
 
 
 
 
Die Textilkünstlerin Elisabet Jansson, hat auf ihrem Blog Textila Inslag  vor ein paar Jahren einen netten kleinen Beitrag zum Thema "Gardinenwechsel" geschrieben. 
Sie gibt darin einen Dialog zweier Engländerinnen wieder, bei der die eine der anderen fassungslos erzählt, dass die Schweden zu allen möglichen Gelegenheiten die Gardinen wechseln: Weihnachtsgardinen, Ostergardinen, Sommergardinen usw. 
Nett sind auch die Kommentare einiger Schwedinnenn die ebenso fassungslos sind, dass man das nicht überall so macht...

https://textilainslag.wordpress.com/2015/11/29/byta-gardiner/#comments
 
 

 
Detail meiner schwedischen Gardinenjacke.
 

 

 

Montag, 28. August 2023

Herbstjacke

 

Wenn wir in Växjö sind, kann ich nicht an  Rena Rama Saras Handarbeitsbutik vorbeigehen, ohne hineinzuschauen und wenn ich wieder rauskomme, habe ich immer neues Garn gekauft.

Im diesem Sommer war es das norwegische Farbverlaufsgarn Nordlys von Viking, weich, weil ungezwirnt, mit einer Lauflänge von 350 m/100 g, das mich sofort an den Schuss für eine gewebte Jacke denken ließ.  Als Kettgarn hatte ich mir dann noch einen passenden Blauton von Austerman ausgesucht, ein Garn mit 420 m Lauflänge pro 100 g.

 
Zuhause erschien mir die Farbzusammenstellung aber doch zu hell und blaulastig und ich beschloss daraufhin die Kette einfarbig schwarz zu machen und die beiden anderen Garne alternierend, also immer abwechselnd einen Schuss uni und einen Schuss bunt, zu schießen. Dieses einfache Farbwechselmuster hatte ich in letzter Zeit recht häufig angewendet, wenn ich mit Printgarnen gewebt habe.

 
 
 
Im Internet habe ich mir daraufhin schwarzes Sockengarn von Adlibris bestellt, das ist so eine Art schwedischer Amazon, bei dem man nicht nur Bücher sondern auch alle möglichen anderen Dinge kaufen kann. Durch einen Fehler meinerseits, bekam ich aber nicht das gewünschte 4-fädige sondern das dickere 6-fädige Garn, das nur eine Lauflänge von 200 m/100 g hat. 
 
 

 

Da ich aber ausreichend Material bestellt hatte, habe ich einfach umgeplant und mich nach einer Wickelprobe dafür entschieden, die 6-fädige Sockenwolle mit 3 Fäden pro cm auf den Webstuhl zu bringen.

 

 

Bei bunten Garnen gefällt mir meist die einfache Leinwandbindung am besten, also war die Kette schnell aufgezogen und das Weben mit seinen farbigen Überraschungen konnte beginnen.

 

 
 
Da das Farbverlaufsgarn nicht gezwirnt war, habe ich es lieber im Schuss verarbeitet, mein Gewebe hatte also auf dem Webstuhl Querstreifen.
 

 
 
Die Jacke sollte aber Längsstreifen haben, also habe ich den Stoff nicht in Kett- sondern in Schussrichtung verarbeitet.
 

 

Die Verteilung der verschiedenfarbigen Streifen im Gewebe war dann beim Zuschneiden aber eine große Herausforderung und ich habe schnell bereut, dass ich nicht mehr Stoff gewebt habe, um dadurch einfacher eine halbwegs symmetrische Farbmusterverteilung der Jacke hinzubekommen. Letztendlich habe ich dann aber eine Lösung gefunden, mit der ich zufrieden bin.



Als Schnittmuster habe ich Sarah Howards Jackenschnitt GW JA013 in etwas abgewandelter Form benutzt.



 

Von Sarah Howard stammt auch der gute Tipp, bei gewebten Stoffen alle Schnittränder mit zugeschnittenen Streifen von Bügel-Vlieseline zu versehen.

 

 
Eine  Zickzacknaht sichert die Kanten noch einmal zusätzlich.
 


Soweit war ich im Juli in Schweden gekommen


 
und im August in Deutschland habe ich die Jacke nun fertig genäht.

 

Jetzt kann der Herbst kommen.

 


Durch die dickere Wolle in der Kette ist ein etwas schwererer Stoff entstanden, der einen guten Fall hat, weich und sehr warm ist. Ich werde auf jeden Fall noch mal mit dieser Materialkombination weben.