Samstag, 12. April 2025

Louet Magic Dobby

 

Nun bin ich schneller an meinen neuen Webstuhl gekommen, als zunächst erwartet. 

Nachdem ich in einer Facebook-Webgruppe die lange Wartezeit bei Louet beklagt hatte, bot mir eine Webfreundin ihren Dobby-Webstuhl zum Verkauf an. Das bedeutete zwar von der Mitte Deutschlands ganz runter in den Süden zu fahren, aber dafür musste ich nicht bis möglicherweise Weihnachten auf meinen Wunschwebstuhl warten.

Anfang März haben wir das gute Stück in Freiburg abgeholt, glücklicherweise hatte ich in der Woche vorher meinen 135 cm Glimåkra Standard Webstuhl verkaufen können. das war leider  nötig geworden, um überhaupt Platz zu schaffen.

Der große Standard Webstuhl hatte in der Webecke unseres Wohnraums gestanden und ich habe nun den freien Platz mit meinen kleineren Glimåkra Ideal besetzt. Dadurch ergab sich genügend Raum, um zumindest vorübergehend den Louet Dobby daneben zu stellen.

 


 

So konnte ich dann meine erste Versuchskette aufziehen. 

Der mitgelieferte Kamm hat eine Höhe von 12 cm, die Einteilung 40/10 und passt mit 70 cm Breite genau in die Kammlade, die so gebaut ist, dass es nicht möglich ist, längere Kämme zu nutzen. Meine bis 70 cm langen Kämme sind alle nur 10,5 cm hoch und mein einziger 12 cm hoher Kamm ist viel zu lang für die Dobby-Kammlade

Also hatte ich keine große Wahl und habe als erstes Projekt mit Drops Flora und 4 Fäden pro Zentimeter einen Schal aufgezogen. Das Garn, eine Mischung aus 65 % Wolle und 35 % Alpaca, ist nicht  superwash behandelt und eignet sich gut für diese Einteilung, wenn man es  beim Waschen leicht anfilzen möchte.

 


 

Der Louet Magic Dobby hat 24 Schäfte und die Vorbesitzerin hatte den Webstuhl schon von 30 auf 60 Wahllatten erweitert. Ich wollte mich aber erst einmal langsam an diese Möglichkeiten herantasten und habe ein 8-schäftiges Muster ausgewählt, das auch nur 14 Wahllatten benötigte. 




 

Letztes Jahr erschien das Buch Woven Optical Illusions. Pattern and Design from 4 to 24 Shafts von Stacey Harvey-Brown und Katarina Kroning, das viele Tipps gibt, zum Umsetzen dreidimensionaler Scheineffekte als Musterung in Geweben. 

Kapitel 7 stellt in einer Galerie einige Weber mit ihren Werken vor, u.a. den holländischen Weber Theo Rooden, dessen phantastischen Kunstwerke ich schon seit längerem bewundere.

 

Ich hatte in letzter Zeit schon mit Geweben experimentiert, die einen gewissen Tiefeneindruck vermitteln, wie das Flechtmuster, das ich als erstes Gewebe auf meinem 3D gedruckten Dobby Webstuhl gewebt habe oder undulierende Muster wie bei diesem Schal, gewebt auf dem Victoria Webstuhl.

 

 

 

Im o.g. Buch interessierten mich nun, sicher angeregt durch Theo Roodens Arbeiten, die sog, tumbling blocks.

 

 

 

Diese einfache Version für den Anfang, fand ich dann bei Handweaving.net unter der Nummer 57189.



 

Auch der Magic Dobby hat den praktischen, typischen Louet Reedekamm im 0,5 cm Raster, hier ist er nicht fest eingebaut, wie ich das von meinem alten W70 kenne, sondern bei Bedarf abnehmbar.

 

 

Die Höhe der Schaftrahmen ist bei diesem Webstuhl wirklich gut eingestellt, die Texsolvlitzen 205/12 gleiten leicht hin und her, auf der metallenen oberen und der hölzernen unteren Schaftleiste.

 


Der Magic Dobby hat eine sog. Schwinglade. Die Seitenteile sind so abgeknickt, dass der Drehpunkt der Lade vor dem Kamm liegt und dieser in Ruhestellung immer senkrecht vor den Litzen steht. Der Kamm wird nur in einer oberen Leiste gehalten und hängt unten frei.

 

 

Für den Litzeneinzug kann man den Kamm sehr gut flach hinlegen und die Kettfäden bequem und übersichtlich von oben durch die Riete ziehen. Das Anschlagen ist zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, mir gefällt es aber besser als das Arbeiten mit einer Standlade.

 

 

Statt unter dem Webstuhl zu kauern und Schäfte mit Querschemeln und diese mit den Tritten zu verbinden, kann man bei Dobbywebstuhl gemütlich am Tisch sitzen und entsprechend des Liftplans die Wahlleisten mit Steckern bestücken. 

 

 

Mein Musterrapport benötigt nur 14 Wahlleisten, ich habe 2 Rapporte hintereinander gesteckt, getrennt durch je eine leere Wahlleiste.  So hatte ich eine gut laufende Kettenlänge von 30 Leisten.

 

  

Beim Anweben entdeckte ich auf der linken Seite einen Fehler, der sich aber leicht beheben ließ, da es sich nur um zwei verkreuzte Fäden handelte.

 


Das eigentliche Weben mit dem Dobby geht dann recht flott vonstatten: Mit dem viereckigen Drehknopf, dem Schaftwähler, transportiert man die nächste Wahllatte der Kette in Richtung Hebebaum, zieht den Hebel am Hebebaum nach unten, was das Heben der ausgewählten Schäfte bewirkt, macht einen Schuss und drückt den Hebel wieder nach oben.

 


 Sehr schnell waren so die 1,80 cm für den Schal abgewebt, hier ist das Ende schon in Sicht.

 


 

Auf dem Webstuhl war das "Kippmuster" der Blöcke sehr gut zu sehen.

 


 

Nach der Wäsche und dem leichten Anfilzen erscheint es auf den ersten Blick nicht mehr so deutlich, wie bei der gespannten Kette.

 


 

Aber im Detailbild sind die Blöcke dennoch erkennbar.

 

 

 

Wer genauer wissen möchte, wie ein Dobby Webstuhl funktioniert, findet in meinen Blogbeitrag über mein kleines 3D gedrucktes Dobby Webgerät weitere Informationen:

https://strick17.blogspot.com/2025/01/3d-gedruckter-dobby-webstuhl.html 

 

 

 
 

3 Kommentare:

  1. auf diesen Beitrag habe ich ja gelauert, seit Du geschrieben hast, dass Du einen Magic Dobby ergattert hast 😉Wie webt sich der 3D gedruckte im Vergleich zu diesem?
    Das Muster ist total spannend und kommt am Rand auch richtig gut zur Geltung. Und wenn man blau und hell vertauscht, sieht das Ganze wieder total anders aus 😯
    Sehr schön! ♥

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    1. Ja, der Blogbeitrag kommt recht spät, gestern habe ich schon meinen zweiten Schal auf dem Louet Dobby Webstuhl fertiggestellt. Es gab einfach zu viel anderes zu tun :-(
      Natürlich webt es sich viel besser auf dem großen Webstuhl. Allein das größere Fach und der größere Abstand zu den Litzen macht das Weben einfacher und schneller.
      Es war aber toll, auf diese preiswerte Art und Weise, durch den 3D gedruckten Miniwebstuhl, die Technik kennenzulernen. Fraens hat sich bei der Konstruktion seines 3D-Webstuhl offenbar eng an das Louet Magic Dobby System gehalten. Und ich bin froh, dass ich den Kleinen habe, um dann in Schweden weiter mit dieser Webtechnik experimentieren zu können.
      Jiri ist zwar schon dabei mir einen großen Dobby Webstuhl mit 60 cm Webbreite für Virserum zu bauen, der wird aber leider vor unserer Abreise nicht mehr fertig. Das Gerüst steht schon, aber die Schäfte, es sollen 16 werden, und die Mechanik fehlen noch. Und gerade den Teil kann man ja nicht übers Knie brechen.

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    2. Du bist nicht spät! Ich war nur sehr neugierig 😂
      Ich habe heute mal wieder an meinem rumgebastelt und jetzt erstmal die kurzen Stücken durch die für 40cm Webbreite ersetzt. Und da ist es mir auch aufgefallen, dass der Platz für das Schiffchen recht knapp ist. Vielleicht kann ich da ja auch noch was verlängern, zumindest vorn. Deine Idee, den Victoria auf Dobby umzurüsten, bleibt mir aber im Hinterkopf. Ich habe jetzt grade Luft, um mich mal wieder intensiv reinzudenken. Ich hoffe, das klappt, bis ich zumindest die Grundkonstruktion fertig montiert habe.

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