3D Druck wird für Webbegeisterte immer spannender. Schon Anfang letzen Jahres habe ich mir bei Fraens Engineering die Druckfiles für diese Miniausgabe eines 8-schäftigen Tischwebstuhls gekauft. 28 cm Webbreite ist zwar nicht gerade viel, aber zum Probeweben eigentlich ideal und z.B für einen Schal ist diese Breite auch schon geeignet.
Im Frühjahr sind wir aber nach Schweden gefahren und da wir dort keinen Drucker haben, wurde dieses Projekt erst einmal auf Eis gelegt. Das erwies sich dann sogar als glücklicher Zufall, denn kurze Zeit später veröffentlichte der Österreicher Franz Hirschböck, der die Seite Seite Fraens Egineering betreibt, ein Update, bei dem der Hebelmechanismus durch einen Dobbymechanismus ersetzt werden konnte:
https://fraensengineering.com/dobby-upgrade-for-3d-printed-table-loom/
Das war natürlich noch viel interessanter!
Und so fingen wir dann bald nach unserer Rückkehr nach Deutschland mit der Bestellung der verschiedenen Metall- und Gewindestangen, Schrauben und Muttern, der Schnüre und Gummibänder, sowie dem Druck der vielen großen und kleinen Teile an.
Mir hatten die Farben, die Fraens gewählt hatte für diesen Zweck sehr gut gefallen und da wir Filament in weiß, orange und grau vorrätig hatten, konnten wir direkt mit dem Druck beginnen.
Richtig spannend wurde es dann, als wir genug Teile zusammen hatten, um mit dem Zusammenbau zu beginnen und so zum ersten Mal eine wirkliche Vorstellung von der Größe des kleinen Webgeräts zu erhalten.
Am Küchentisch habe ich dann später die Verschürungen aller Kordeln und Gummischnüre vorgenommen.
Hier werden gerade die Zugschnüre für die Schäfte vorbereitet. Wegen des engen Bauraums ist das eine Arbeit, die ganz schön fummelig ist.
Dann habe ich die Schäfte mit den gedruckten und wie sich später herausstellte, wirklich gut funktionierenden Litzen bestückt.
Der Einbau der Schäfte ließ sich am Besten bewerkstelligen, wenn man den Webstuhl auf die Seite legte und sie von unten einschob. So konnten auch die Gummibänder, die die gehobenen Schäfte wieder zurückziehen sollen, ganz gut an Ort und Stelle gebracht werden.
Für das eigentliche Mustern wird eine Kette aus Programm-Riegeln (lags / program bars) gebraucht, die pro Schaft jeweils ein Loch haben, hier also 8 Stück. Sollen für einen Schuss z.B. die Schäfte 1,2,5 und 7 gehoben werden, werden das erste, zweite, fünfte und siebte Loch jeweils mit einem Stecker (dowel / peg) besetzt. Dafür gibt es ein kleines Werkzeug, in das man den Stecker einsetzt, diesen dann in das entsprechende Loch drückt und wie bei einem Bajonettverschluss eindreht.
Am Anfang geht das noch ein bißchen schwer, ich hoffe, dass dieses Einsetzen der Stecker mit fortlaufender Benutzung etwas leichter wird.
Am einfachsten ist es, sich bei der Bemusterung nach einem Liftplan zu orientieren. Bei meinem Webprogramm (Weave Point), habe ich mir die Zahlenabfolge des Liftplans ausdrucken lassen.
Ich habe bei meinem Flechtmuster den Plan, der oben auf dem Foto zu sehen ist, noch einmal geändert, um weniger Stecker einsetzen zu müssen. Es handelt sich hier um ein ungleichseitiges Muster und die Zahl der Schafthebungen lässt sich deutlich senken, wenn man die Seite des Gewebes, die an der Oberfläche erscheint, umtauscht.
Daran zu denken ist grundsätzlich empfehlenswert, denn je mehr Schäfte gehoben werden, umso stärker wird der Mechanismus beim Runterdrücken des Hebels belastet.
Meiner Programmkette
habe ich 2 verschiedene Flechtmuster hintereinander einprogrammiert, Beide haben einen Rapport von jeweils 12
Schüssen, ich wollte sehen, welches mir besser für
einen Schal gefallen würde, der dann im weiteren Verlauf auf der Kette gewebt werden sollte.
Die beiden Muster habe ich durch einen "leeren" Musterriegel getrennt.
Ich muss in diesem Fall also nach 12 Schüssen die
Programmkette zurückdrehen und neu starten. Natürlich hätte ich sie auch
abnehmen können und z.B. mit 2 Rapporten meines gewünschten Musters,
also 24 Musterriegeln bestücken können, um so einfach umlaufend
arbeiten zu können.
Mit diesem und den folgenden Bildern, möchte ich versuchen, die Funktionsweise des Dobbymechanismus erklären.
Rechts ist die Programkette zu sehen, die verkürzt und erweitert werden kann, die einzelnen Riegel sind dafür beiderseits mit Schrauben verbunden. Man kann oben links einen weißen, leeren Riegel sehen, der mir zeigt, dass mit dem nächsten Riegel, der hier mit nur 1 Stecker im ersten Loch bestückt ist, mein Muster beginnt.
(Am Ende dieses Musterrapports gibt es dann einen orangefarbenen, leeren Riegel, den man unten rechts, an der Wendestelle der Kette durchschimmern sieht.)
Wenn ich das große orangefarbene Rad nach links drehe, kann ich die Kette Riegel für Riegel nach links in den Turm hinein bewegen. Bei dieser Aktion steht der weiße Hebel immer oben, er wird in dieser Position von Gummischnüren gehalten.
Hier gucken wir nun von der linken Seit in den Turm und sehen oben nebeneinander 8 lange, graue Dobby-Haken und darunter quer gelagert ein kleinen, orangefarbenen Balken mit Einkerbungen, das sogenannte Messer. Der Hebel zeigt in diesem inaktiven Stadium nach oben.
Wenn ich nun einen mit Steckern bestückten Programmriegel mit dem Auswahlrad nach links in die aktive Position bringe, drücken die Stecker die entsprechenden Dobbyhaken in Richtung des Messers. Und wenn ich dann den Hebel nach unten ziehe und links arretiere, werden diese Dobbyhaken nach oben gedrückt und ziehen die betroffenen Schäfte mit hoch.
An diesem (zu flachen) Fehldruck kann man gut die Form der 8 grauen Stäbe sehen.. Sie sind oben auf einer Achse im Turm gelagert, auf der sie durch das Langloch hoch- und runterbewegt werden können. Im unteren Teil sieht man den namengebenden Haken.
Die aktive Stellung sieht man hier noch einmal auf der linken Seite des Webstuhls. Der Hebel steht unten und hat das Messer nach oben gezogen, in das sich nun die Dobbyhaken eingeklinkt haben.
Das Ganze nun noch mal von vorne: Der Hebel ist unten links eingerastet und da auf diesem Bild ein Riegel mit nur 1 Stecker in Position 1 aktiv ist, ist auch nur der erste Schaft gehoben.
Jetzt geht es endlich ans Weben!
Der gedruckte Reedekamm ist aufgesteckt, mit Gummibändern befestigt und ich kann meine Kette aus 8/2 Baumwolle bäumen
Die gedruckten Litzen lassen sich sehr gut auf den Alustangen verschieben und man hat dadurch einen großen Arbeitsraum beim Einzug.
Der Kamm hat die Einstellung 40/10 und ich ziehe 2 Fäden ins Riet ein, so dass ich für mein Gewebe auf 8 Fäden pro Zentimeter komme.
Die Hängelade sollte mit seitlich angeknoteten Gummibändern zurückgehalten werden. Da die Knoten sich zu leicht lösten, habe ich sie am Ende mit Metallwiderhaken versehen.
Die Kette ist angeknotet und angewebt, jetzt müssen noch kleine Justierungen gemacht werden.
Das Fach ist nicht sehr groß aber ausreichend hoch, um mit einem meiner kleinen Schiffchen, das nur 20 cm lang und 1,5 cm hoch ist, gut weben zu können.
Auf dem letzten Bild ist die dunkle, kettdominante Unterseite des Schals zu erkennen, die abwechselnd 4 und 7 Hebungen benötigt hätte, wenn sie auf der Oberseite erschienen wäre, statt der abwechselnd 1 und 4 Hebungen, die die helle, schussdominante Seite oben zeigt.
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