Sonntag, 27. Oktober 2013

Webtage in Glimåkra


Seit nunmehr 30 Jahren findet im Oktober in Glimåkra, dem Ort in dem früher die bekannten Webstühle produziert wurden, ein großes Webtreffen statt, die 
Vävdagar i Glimåkra.
In diesem Jahr war ich das erste Mal dort, zusammen mit fünf weiteren Mitgliedern unserer vävstuga in Virserum. In Schweden ist es üblich, dass zu solchen Ereignissen Busreisen angeboten werden und so waren wir nicht mit Privatwagen gefahren, sondern hatten die Reise bei einem Unternehmen gebucht, dessen Bus schon morgens um 6 Uhr in Kisa gestartet war. Anderthalb Stunden später konnten wir dann in Virserum zusteigen. Pünktlich um 10.30 waren wir vor Ort.
Direkt an unserem Parkplatz im Folkets Park fand die Webmesse statt. Hier waren alle bekannten Hersteller und Verkäufer von Webgarnen und Zubehör zu finden, die ihre Waren zu Messepreisen verkauften



Bei Blomqvist habe ich mir gleich 1 kg Myntagarn besorgt, das ich als Schussgarn für Ripsläufer nutzen will.



Bei Borgs Vävgarner waren es dann je 500 g Teppichkette in verschiedenen Farben, die in meine Tasche wanderten.


Und dieses unscheinbar aussehende Material gab es bei Matt-Seppo, einem Stand mit ausgesprochen interessanten und eher ungewöhnlicheren Materialien, vieles davon aus Finnland. Es handelt sich um 10 m Reflexgarn, das im Dunkeln leuchtet. Ich habe zu Hause schon eine Spule mit dünnem Reflexgarn, das man wie einen Beilauffaden verweben oder verstricken kann. Das will ich demnächst in einen Schal einweben. Aus diesem breiteren Material möchte ich Schmuck weben.


Am Stand der Zeitschrift Vävmagasinet gab es tolle Webbücher zu Sonderangebotspreisen, zwei davon mußte ich einfach haben.



Trasmattor och andra inslag von Tina Ignell, ICA bokförlag, 2006, kannte ich schon aus unserer Bibliothek.
45 Teppiche unterschiedlichster Webart sind in dem 128 Seiten starken Buch mit den dazugehörigen Webanleitungen dargestellt.



Das zweite Buch, Väv som aldrig förr (Webe wie nie zuvor) von Mariana Eriksson ist 2005 bei Natur och Kultur/Fakta etc. erschienen.



Es enthält über 20 Webanleitungen der verschiedensten Art, zum Teil gewebt mit ungewöhnlichen Materialien oder wie auf der Abbildung unten, in ungewöhnlicher Größe für das spezielle Muster.




Auch Webvorschläge für Bekleidung und sogar ein gewebter Hut sind in dem wirklich interessanten Buch zu finden.


In einem weiteren Ausstellungsgebäude ging es  um Spinnen und Filzen und andere kunsthandwerkliche Techniken, hier war auch die bekannte Wollfirma Wålstedts Textilverkstad mit wunderschönen Garnen vertreten.


An diesem kleinen Stand habe ich zwei Stränge superweiche gefärbte Wolle erstanden, die ich zu einem möglichst feinen Garn verspinnen möchte.



Nach einem gemeinsamen Mittagessen, haben wir uns schließlich das Vävstols Museum angesehen.



Gleich am Eingang stand ein winzigkleiner Trittwebstuhl, den ich sofort wiedererkannte, er war vor Jahren einmal im Vävmagasinet vorgestellt worden.


Als nächstes war ich überrascht, wie klein der Webstuhl Julia von GAV Glimåkra ist, auf den Fotos der Anzeigen hatte er soviel größer gewirkt.


Theoretisch hätte man die Möglichkeit gehabt, an den hier ausgestellten Webstühlen die verschiedensten Techniken  auszuprobieren. Es waren aber meist so viele Menschen anwesend, dass daran gar nicht zu denken war, weil einfach der Platz fehlte.


An einem der Webstühle wurde plockad damast gezeigt, Damastweben durch Einzelauslesen der Musterfäden.


Opphämta und Damast war sowieso das Thema, das mich im Webstuhlmuseum besonders interessierte. Ich möchte einen meiner Webstühle mit einer selbstgebauten Damasteinrichtung ausrüsten und daher war es für mich besonders spannend die verschiedenen Modelle zu besichtigen.



Hier ist der Damastzusatz der Firma Myrehed montiert, so viel ich weiß, der nunmehr einzige Hersteller für dragrustningar in Schweden.



Gewebt wurde auf diesem Webstuhl gerade ein großes Handtuch mit einem Schuss aus Bouclégarn.



Auf diesen beiden Bildern kann man die kleine Zampelausrüstung mit 10 Musterschäften sehen, die in den frühen 80ern von der Firma Glimåkra hergestellt wurde.



Einige Zeit später wurde sie durch ein anderes Modell ersetzt, das nun auch auf die Kontermarschwebstühle montiert werden konnte. Die Anzahl der Musterschäfte wurde auf 20 erhöht. Gleichzeitig bot Glimåkra damals auch eine große dragrustning für bis zu 70 Musterschäften an, die allerdings nur mit einer Webstuhlverlängerung genutzt werden konnte.



Eine andere Möglichkeit Damast zu weben bietet die Harnischausrüstung, Der Unterschied zwischen den beiden Systemen besteht darin, dass beim Zampelwebstuhl die Mustermöglichkeit in der Breite, durch die Anzahl der Schäfte begrenzt wird. Das Harnischsystem ermöglicht eine freiere Musterung, da  jede Fadengruppe eine eigene Harnischschnur bekommt und dadurch die sogenannten Stiche einzeln ausgehoben werden können.



Während der Webtage probierte die aus der Zeitschrift Vävmagasinet bekannte Dänin Winnie Poulsen an diesem Harnischwebstuhl verschiedene Muster aus.
Diese Zusätze werden leider nicht mehr hergestellt, seit die Webstuhlproduktion in Glimåkra beendet und von der Firma GAV übernommen wurde.




Unser letzter Besuch galt der vävstuga im Ort.


Hier zeigten die Mitglieder der Glimåkra Vävstugeförening eine beeindruckende Auswahl ihrer gewebten Teppiche, Decken, Stoffe, Vorhänge in vielen verschiedenen Techniken.



Die Zeit hat leider nicht gereicht, alle angebotenen Ausstellungen zu besuchen aber als es um 16 Uhr schließlich zurück nach Hause ging, war ich randvoll mit neuen Eindrücken.





Sonntag, 20. Oktober 2013

Gänseaugenköper



Unser Nachbar hat mir vor ein paar Tagen ein tolles Geschenk gemacht, Webgarne aus dem Nachlass seiner Schwiegermutter. Insgesamt sind es fast 5 kg Leinengarn auf Kreuzspulen, im Strang und auf einer großen Kone.


Außerdem waren größere Mengen schon gespulten Schussgarns dabei. Da traf es sich gut, dass ich noch etwas Kette von meinem Gänseaugengewebe übrig hatte. Einfädig war das ungebleichte Leinengarn, das ich verweben wollte, zu dünn, so habe ich es umgespult und mit doppeltem Faden verarbeitet.


Insgesamt hat die Nialinkette für sechs kleine Tücher gereicht, mit einem gedrehten Aufhänger versehen kann man sie gut als Gästehandtücher nutzen.


 Für die farbigen Tücher habe ich einige meiner Nialinreste vom Loppis verschossen.


Nach der Wäsche konnte ich dann das erste Mal meine neue Kaltmangel ausprobieren. Auch die stammt vom Loppis, ein Gerät von Siemens, der Farbe nach wahrscheinlich in den 70ern hergestellt, ausgerüstet mit einem praktischen Untergestell. Die Mangel habe ich Anfang September für ganze 100 Kronen bei Stegen erstanden, einem kommunalen Secondhand Shop in Hultsfred.


Das Gerät funktioniert wunderbar. Noch nie habe ich so knitterfreie Leinen- bzw. Halbleinenstoffe gehabt und das alles in kürzester Zeit, ein paar Umdrehungen und die leicht feuchten, krumpeligen Tücher waren superglatt.


Eine Kaltmangel kann ich wirklich allen empfehlen, die gerne mit Leinen weben. Ich freue mich schon jetzt darauf, die Leinenkissen, die ich im Frühjahr gewebt habe, "durch die Mangel zu drehen".





Montag, 14. Oktober 2013

Stickutmaning Oktober


Mittlerweile arbeite ich schon an der Aufgabe für die Ravelry-Strickherausforderung des Monats Oktober, habe aber immer noch nicht meine fertigen September-Handschuhe gezeigt.


Wie leicht zu erkennen ist, konnte ich mich, die Daumenfarbe betreffend, nicht wirklich entscheiden, immerhin sind beide Daumen nun irgendwie lila.


In diesem Monat soll etwas Warmes für die Ohren gestrickt werden. Das Bild zeigt den Beginn einer Mütze namens Wurm, entworfen von Katharina Nopp. Ich hatte gerade noch einen passenden Wollrest dafür in meinem schwedischen Stash, ggh Cumba, eine Mischung aus Wolle, Alpaca und Polyacryl, Lauflänge 150 m pro 50 g.



Besonders viel Strickwolle habe ich im Augenblick nicht hier in Virserum und die Aufgabenstellung kam etwas verspätet, so dass ich mich bei meinem letzten Besuch bei Umbra Stickspår in Växjö noch nicht mit Garn für das Projekt versorgen konnte.




Dafür habe ich dort eine interessante Entdeckung gemacht.



Ich stricke gerade ein Paar Socken aus der finnischen Kirjopirkka-Wolle, die ich mir im August bei "Garne und Mehr" gekauft hatte. Bei Umbra Stickpår gibt es Garn in genau der gleichen Farbstellung von der Firma Drops. Das Drops-Garn ist fast ein Drittel preiswerter, es handelt sich aber wahrscheinlich auch nicht um das gleiche Material, die Wolle fühlt sich etwas weicher an. Das ist aber ja nicht unbedingt ein Qualitätsnachteil, mal sehen, ob es einen Unterschied in der Haltbarkeit gibt.


Die Bländapassagen in der der Laden liegt, war seit meinem letzten Besuch wieder sehr nett umdekoriert worden.







Dienstag, 8. Oktober 2013

Der Blomqvist Katalog


Jedes Jahr bringt die Firma Blomqvist/Nordiska, die Webgarne und Webzubehör verkauft, einen Katalog mit Webvorschlägen heraus. Auf ihrer Webseite kann man sich den aktuellen und auch frühere Kataloge herunterladen.


Der Inhalt des neuen Katalogs wird von Blomqvists Geschäftsführer Inge Karlsson innerhalb von Schweden in einigen vävstugor vorgestellt.


In diesem Jahr hatte er Ann-Marie, die Leiterin der Virserumer vävstuga kontaktiert. 
Wir hatten den Besuch in unserer Montagsrunde besprochen und alle Vorbereitungen für die Präsentation getroffen, die dann gestern abend im Församlingshem stattfand. 
Die Leiterinnen mehrerer vävstugor aus unserer Umgebung waren informiert worden und wir hatten Rückmeldungen von mehr als 60 interessierten Weberinnen. Mit unseren eigenen Mitgliedern waren wir über 80 Frauen, es wurden also etliche Liter Kaffee gekocht, große Mengen selbstgebackene Kuchen, Brote und frallor (Brötchen) aufgeschnitten und mit Käse- und Schinkenplattten auf Buffets zur Selbstbedienung aufgestellt.
 

Pünktlich kam Inge (in Schweden ein männlicher Vorname)  mit einem Koffer, der vollgefüllt war mit allen Webstücken, die im Katalog abgebildet sind, außerdem brachte er noch eine Auswahl am Strickgarnen mit.


Die neuen Kataloge wurden verteilt und Seite für Seite durchgegangen. 


Der große Tisch in der Mitte des Raums war schließlich voll belegt mit Teppichen, Handtüchern, Wolldecken, Wandbehängen, Tischtüchern, Gardinen usw.



Ich fand die Veranstaltung sehr interessant. Die Kataloge kenne ich seit vielen Jahren, habe aber bisher nur ein einziges Mal etwas daraus gewebt. Die Abbildungen im Katalog haben mich im Allgemeinen nicht wirklich angesprochen. Aber 1990 waren wir während einer Urlaubsreise durch Schweden auch bei Blomqvist, die damals noch in Fritsla residierten. Ich wollte dort Garn kaufen und sah in der Ausstellung das Handtuch Gun, das mir sehr gut gefiel und für das ich mir sofort das Material besorgte.


 

Zu Hause angekommen, fand ich es dann auch in meinem Katalog von 1985/86 abgebildet, dort war es mir aber nicht als nachwebenswert aufgefallen.
Es ist ein 8-schäftiges Drällgewebe, die Kette besteht aus ungebleichter Baumwolle 16/2, geschossen mit Leinengarn 16/1, halbgebleicht und gefärbt.

Die Originalgewebe zu sehen und fühlen zu können macht tatsächlich sehr viel aus für die Beurteilung des Designs.