Mittwoch, 28. August 2013

Reedekämme

Anders als in Schweden ist es in Deutschland üblich, die Kette mit Hilfe eines Reedekamms aufzuziehen.
Da ich nun einen größeren Webstuhl habe und meine erste Kette für die Baumtücher die gesamte Webbreite einnehmen wird, reichte mein alter 1 m langer Kircher-Reedekamm nicht aus.


Ich bin zwar absolut überzeugt von der Reedekamm-Methode, der Kamm selbst hat mich aber in seiner Bauart nie überzeugt. Rechts und links wurde die Deckleiste ursprünglich mit einer Spezialschraube plus Flügelmutter geschlossen. Das Schraubenteil wurde unten seitlich eingehakt und dann oben jeweils durch ein Loch in der Leiste gefummelt, auf das Gewinde kam dann eine winzigkleine Flügelmutter. Ich fand das Ganze absolut unpraktisch und daher haben wir auch sofort Modifikationen vorgenommen. Nach dem Einlegen des Garns und dem Auflegen der Abdeckleiste schließe ich den Kamm einfach beidseitig mit Klettband.


Um den Redekamm in den Webstuhl hängen zu können, hat mein Mann aus dünnem Sperrholz eine praktische Aufhängevorrichtung gebastelt.
Aber immer noch finde ich die unnötig langen, Metallriete nicht sehr praktisch.



Die Bauart des später entwickelten Reedekamms von Glimåkra gefällt mir da wesentlich besser. Zwischen die kurzen abgerundeten Haken lässt sich das Garn viel besser einordnen. Aber ein neuer Reedekamm in 135 cm Länge ist nicht ganz billig und weil man für das viele Geld eine ganze Menge Garn kaufen kann, haben wir einfach einen Reedekamm selbst gebaut.



Auf einer Holzleiste mit den Maßen 140 x 3 x 1,5 cm wurde zuerst mit einem roten Strich die Mitte markiert und dann mit weißer Acrylfarbe eine 10 cm Einteilung vorgenommen, das soll mir helfen später schneller die Mittenposition meiner Ketten zu ermitteln, so muss ich nicht lange mit einem Maßband rumhampeln oder die einzelnen Riete zählen.




Dann hat mein Mann im Zentimeterabstand 10 mm lange Ringschrauben ins Holz gedreht. Die Ösen haben einen Außendurchmesser von 13,5 mm und waren damit klein genug um sich beim Einschrauben nicht gegenseitig zu behindern, der Innendurchmesser ist mit 
8 mm aber ausreichend groß um einen Metallstab durchziehen zu können, der dafür sorgt, dass die Fäden im Reedekamm beiben. In die äußersten Schrauben kann ich Texsolvlitze einziehen und so den Kamm im Webstuhl aufhängen.

Ich war die ganze Zeit sehr stolz auf meine Erfindung, bis ich bei meinem letzten Besuch bei Anna Warsow in Osterode einen kleinen Musterwebstuhl sah.




Jetzt frage ich mich die ganze Zeit, ob ich diesen Webstuhl mit seinem eingebauten Reedekamm wirklich nie zuvor gesehen habe oder ob sich da irgendwann mal irgendetwas in mein Unterbewusstsein eingebrannt hat und ich mich unbeabsichtigt eines Plagiats schuldig gemacht habe.


Nachtrag:
Falls jemand von euch einen solchen Kamm nachbauen will, im Baumarkt sind die Schrauben in kleinen Mengen im Blisterpack abgepackt und sehr teuer. Im Internet sind sie im größeren Gebinde wesentlich günstiger zu bekommen.





7 Kommentare:

  1. Geniale Idee! Ich habe das gleich meinem Mann gezeigt...

    AntwortenLöschen
  2. Ich habe selber im Baumarkt mal nach den U Metallteilen gesucht. Die waren nicht lang genug, ganz rauh und nicht geeignet. Die Idee mit den Ösenschrauben ist toll! Und wenn sie zu groß sind, um sie reinzudrehen, dann halt Loch bohren und einkleben.

    LG Ate

    AntwortenLöschen
  3. Mich interessiert, wie die Schweden ihre Kette aufziehen, wenn nicht mittels Reedekamm. Ansonsten ist die Idee mit den Ösen Klasse, egal, ob Du das unterbewußt schon gesehen hast oder nicht. Danke für diese Anregung.
    LG
    Silke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. In Schweden wird die Kette traditionell durch einen normalen Webkamm eingezogen, um die Fadenverteilung und somit die Webbreite festzulegen. Man sitzt gemütlich am Tisch, hat den Kamm in Kammhaltern platziert, so steht er aufrecht und nun zieht man jeweils zwei Endschlingen der Kette in die Riete ein. Je nach späterer Gewebedichte benutzt man gröbere Kämme dazu, als später beim Weben selbst. Die Schlingen verdreht man etwas und steckt sie auf 2 Latten, dabei entsteht ein zweites Fadenkreuz.
      Das ganze wird dann zum Webstuhl transportiert und das Aufbäumen geschieht durch diesen Kamm. Danach kommt das Einziehen in die Litzen und den endgültigen Kamm.

      Löschen
  4. Hoch interessant! Vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen. Danke fürs Zeigen.
    LG Inge

    AntwortenLöschen
  5. What a great idea to use screws like that! Painting the center is another great idea so now you won't have to measure it each and every time. Now you'll have more money to buy yarn :-)
    Enjoy your weaving,
    Judy

    AntwortenLöschen
  6. Das ist ja eine wirklich tolle Idee! Mein selbst gebauter Reedekamm besteht nur aus Leiste+Nägeln, die Kette darauf zu sichern, finde ich suboptimal. Ich glaube, ich werde deinen nachbauen!

    Ich habe deinen Blog gerade erst entdeckt und finde ihn wunderwoll!

    LG, Géraldine

    AntwortenLöschen