Donnerstag, 5. September 2013

Baumtücher


Wahrscheinlich hat jeder seine Eigenarten beim Weben, bei mir ist es so, dass ich beim Aufbäumen meine Ketten durch das Fadenkreuz auf den Webstuhl ziehe.


Schon in Vorbereitung dafür, lege ich beim Schären eine lange Schlaufe vor dem Fadenkreuz an.


In diese Schlaufe kommt dann zuerst der Anlängerstab, den ich provisorisch am Ketttbaum befestige. Dann schiebe ich die erste Fadenkreuzlatte in die gleiche Schlaufe und lege die zweite hinter der Überkreuzung ein. Nachdem die Enden der Kreuzlatten gesichert sind, kann ich die Hilfsfäden lösen und die Kette in den Reedekamm einlegen, den ich vor den Kreuzlatten in den Webstuhl hänge.


Wie man sieht, arbeite ich dabei von rechts nach links, genauso mache ich es meistens auch beim Einfädeln in die Litzen und beim Blattstich, obwohl ich es eigentlich anders gelernt habe, mag ich so lieber arbeiten.



Die Kette ist im Reedekamm verteilt und der Metallstab, der die Fäden daran hindert aus dem Kamm zu entwischen, ist in die Augen der Ringschrauben eingelegt. 
Der Reedekamm hängt im hinteren Drittel des Webstuhls Richtung Warenbaum. Während mein "Weberknecht"  die Kette stramm hält, schiebe ich die Kreuzlatten langsam in Richtung Reedekamm, das klärt noch einmal die gesamte Fadenlage und durch die leichte Reibung bekomme ich eine sehr gleichmäßige Spannungsverteilung.
Ich bäume nun diesen Abschnitt der Kette auf den Warenbaum, wenn die Kreuzlatten an den Kettbaum gewandert sind, wiederhole ich einfach den Vorgang. Ich habe diese Methode auch schon mit sehr empfindlichen Ketten erfolgreich angewandt. Wenn die gesamte Kette gebäumt ist, brauche ich nur noch den Reedekamm entfernen, die Kreuzlatten liegen schon an der richtigen Stelle und der Litzeneinzug kann beginnen.



Anders als viele Weberinnen, die ich kenne, habe ich meine Texsolvlitzen nicht aufgeschnitten. So kann ich bei den meisten Einzügen mit einer Hand die Litzen aller Schäfte in Arbeitsposition bringen und auch durch die gut sichtbaren oberen Schlaufen schnell kontrollieren, ob die richtigen Schäfte ausgewählt sind.



Meine Baumtücher webe ich in Leinwandbindung, Kette und Schuss sind aus ungebleichtem Nialin, nur in der Mitte habe ich 2 rote Fäden eingezogen, diese Markierung soll mir später beim Positionieren der Ketten helfen. 
Die Einstellung ist 100/10, 1 Faden Pro Litze, 2 Fäden im Riet.

Der Saum ist fertig, jetzt webe ich gerade die Schlitze, durch die ich später die Schnüre fädeln werde, die die Holzleiste der Baumtücher mit dem Anknüpfstab verbinden.
Genauso werde ich es noch einmal am Ende der Kette machen, dann brauche ich das fertige Gewebe nur an passender Stelle zu teilen, um zwei Baumtücher mit konfektionierten Schlitzen zu erhalten.



3 Kommentare:

  1. Hallo Marlies,

    du bist ja ganz schön eifrig dabei. Sieht sehr gut aus.

    Das mit dem Aufschneiden der Litzen hat seinen Grund darin, dass, wenn man einen "hopsenden" Einzug hat,d.h. wenn man sehr große Partien auf z.B. Schaft 1 & 2 einzieht und danach noch andere Partien, so ziehen sich die Litzen ein und drücken das Gewebe zusammen. Ich hab früher auch so die Litzen gehabt, aber irgendwann mit dem Aufschneiden angefangen.

    Viele Grüße

    Marianne

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  2. Das werden die perfekten Baumtücher. Toll!

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  3. genauso ziehe ich auch meine kette auf, nur habe ich hängende reedekämme von toika. und es sieht schön aus,wie sorgfältig du f´dabei bist. gruß wiebke

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