Sonntag, 18. Mai 2025

Der kleine Dobby

Hier entsteht mein zweiter Schal auf dem kleinen, 3D gedruckten Dobby Webstuhl .

 


 

Zum Aufbäumen habe ich mit Gummibändern den ebenfalls gedruckten, passenden Reedekamm am hinteren Streichbaum befestigt, der wie die Louet Reedekämme eine 0,5 cm Einteilung hat. 




Aufgezogen habe ich ein Restgarn aus der Industrie, feine, 3-fädig gefachte Merinowolle.

 

 

Jeder der 8 Schäfte ist mit ca. 50 Kunststofflitzen bestückt. Da es recht umständlich ist, die Anzahl der Litzen zu ändern, es in diesem Fall aber platzmäßig nicht ausreichen würde, die ungenutzten Litzen rechts und links einfach stehen zu lassen, habe ich beim Einzug auf allen Schäften in halbwegs regelmäßigen Abständen leere Litzen verteilt. Es wäre allerdings besser gewesen, die Anzahl der ungenutzten Litzen genau auszurechnen, denn letztlich blieben auf der rechten Seite doch noch zuviele Litzen übrig, so dass die Kettfäden dort beim Weben beengt waren und einige dadurch aufgerieben und dann gerissen sind.


Figure 12, Donat, Franz Large Book of Textile Patterns, Germany, 1895
 

Die Webpatrone für das Wellenmuster ist bei handweaving.net unter der Nummer 31719 zu finden.

 

 

Bisher habe ich nur einen Kamm mit der Einteilung 40/10 für diesen Webstuhl,  aber mit doppelt ins Riet eingezogenen Kettfäden komme ich auf 8 Fäden pro Zentimeter und das sollte gut zu den von mit gewählten Garnen passen.

 


 
Der Anfang ist gemacht und die Gewebedichte wirkt passabel.

 

 

Auch mein Schussgarn ist wohl ein Restgarn aus der Industrie, es ist ein leicht glänzendes, hellgraues Viskosegarn, unregelmäßig gesponnen und tweedähnlich mit kleinen bunten Einsprengseln versehen.

 


 

Ich habe einen Teil dieses Garns schon einmal im Schuss für einen Westenstoff  verwendet.

 


 Das Weben ging gut voran,

 

 

bis es plötzlich knack machte und der Hebel, der runtergedrückt wird, um die Schäfte zu heben, sich sehr seltsam anfühlte  -  er war in der Mitte durchgebrochen.

Genau an der Bruchstelletelle sitzt eine durchgehende Bohrung, die wohl eine Schwachstelle darstellt. Eine gute Stunde später konnte ich aber schon weiterweben, mein Mann hatte mir einen neuen Hebel gedruckt und dieses Mal mit einer dichteren Füllung versehen, in der Hoffnung auf eine höhere Stabilität.

Das sollte aber nicht das einzige Problem bei diesem Gewebe bleiben.

 


 

Bedingt durch das Muster baut sich das Gewebe an den Stellen, wo die Fäden stärker flottieren höher auf als an den Bereichen dazwischen. Es ist hier also nicht nur ein optischer Effekt, der den Eindruck von Höhen und Tiefen erzeugt.

 


 
Zu Beginn des Webens machte das noch kein Problem, die Kettspannung verteilte sich recht gut, aber ungefähr nach dem ersten Meter machte die Kettspannung dann doch langsam Schwierigkeiten. Dieses Mal lag es aber nicht am Durchrutschen der Warenbäume sondern an der Wahl des Musters.

 

 

Auf dem oberen Bild kann man den Effekt ganz gut erkennen, wenn man sich den unten gelegenen Warenbaum anguckt. 

Die größten Unterschiede in der Kettlänge gab es jeweils an den Seiten, bei denen ich den schmaleren Musterteil eingezogen hatte. Da der Warenbaum bei diesem kleinen Webstuhl relativ nah am Streichbaum liegt, ist nicht genug Platz vorhanden, um zusätzlich Leisten einzulegen, die die Welligkeit ev. ausgeglichen hätten. Ich bin froh darüber, dass es immerhin möglich ist einen relativ dünnen Schal von 1,80 cm Länge auf dem kleinen Dobby weben zu können.

 


Meine Lösung des Problems sah schließlich so aus, dass ich nach und nach immer mehr zu lockere Kettfäden an beiden Seiten mit Gewichten versehen habe und ganz langsam und ganz vorsichtig den Schal zu Ende gewebt habe :-)

 


 

Und ich denke, es hat sich gelohnt, nicht aufzugeben, als es mühsam wurde. Mir gefällt das Ergebnis sehr gut, nach dem Waschen und Bügeln hatte ich einen weichen, leicht glänzenden, recht dünnen aber wärmenden Schal mit sehr gutem Fall.