Sonntag, 29. Januar 2023

Der Esslinger Webrahmen

 

Im Januar 1987 erschien im Webe Mit Verlag die kleine Broschüre Weben mit dem Esslinger Webrahmen.

Die Verfasserin Ulla Traub schrieb dazu in ihrem Vorwort:

"Den Esslinger Webrahmen gibt es schon seit Jahrzehnten. Er hat sich überall gut bewährt, auch in Schulen und therapeutischen Einrichtungen. Durch die Art der Kettherstellung und mit seiner Drehspirale zur Fachbildung nimmt er eine Sonderstellung unter den verschiedenen Webrahmentypen ein. Die Drehspirale ermöglicht es, die Webkette viel schneller als bei anderen Webrahmenmodellen aufzuziehen. Die beschränkte Ketttlänge nimmt man dabei gern in Kauf, weil bei größerem Stoffbedarf rasch eine neue Kette aufgespannt ist."


 

 
Mein Esslinger Webrahmen, über den ich im März 2015 schon einmal unter seiner ursprünglichen Bezeichnung "Esslinger Woll-Webapparat" einen Beitrag verfasst habe, kam mir in Zusammenhang mit den Salusso Litzenrohren wieder in den Sinn, da sowohl das Aufziehen der Kette als auch die Fachbildung, bei manchen Salussorahmen sogar die Begrenzung der Kettlänge, ähnlich sind.
Beim Esslinger Originalrahmen wird die Kette rundum über zwei drehbare Rundhölzer gespannt.
Je nachdem, in welche der 3 möglichen Einkerbungen man das hintere Rundholz steckt, sind 3 verschiedene Kettlängen möglich die größte beträgt aber nur ca. 1,2 m.

 


Wir haben eine einfache, kleine Änderung vorgenommen, um Kette und Ware auf Bäume wickeln zu können und dadurch auch etwas größere Kettlängen zu ermöglichen. Ich webe auf diesen kleinen Rahmen grundsätzlich nur Schal-Unikate, mehr als 2,5 m Kette und das entsprechende Gewebe muss ich daher nicht unterbringen.

 


An der Vorderseite des Rahmens haben wir das drehbare Rundholz belassen, aber - etwas nach innen versetzt - zusätzlich einen Warenbaum installiert. Ein weiteres Rundholz mit einer eingeklebten Gewindestange an beiden Seiten, jeweils einer Unterlegscheibe und einer Flügelmutter zum Festklemmen, erfüllt jetzt diesen Zweck.

 


Durch je ein untergeleimtes Klötzchen, konnten wir diesen Baum etwas tiefer legen, so dass genug Platz für das fertige Gewebe vorhanden ist. 


 

 

Die Bäume haben jeweils 2 Bohrungen bekommen, durch die ich Texsolvschnur gefädelt habe und durch deren letzte Ösen ich dann ein passend geschnittenen Bundband ziehe. Meine Anlängerstäbe sind aus 5 mm Rundstahl und werden auch nur durch die Texsolvösen gesteckt.

Der Kettbaum ist genauso konstruiert, aber er kann einfach in die vorhandenen Schrägkerben eingelegt und dort festgeklemmt werden.

 


Die Drahtspirale dieses Esslinger Webrahmens hat eine 40/10 Einstellung, und ich habe hier, wie so oft, mit 4-fädiger Sockenwolle gewebt. Auf dem Bild wirkt die Kette zweifarbig, tatsächlich ist sie aber einfarbig dunkelrot. Man kann hier sehen, dass ich den Kettbaum in die hintersten Kerben geklemmt habe.
 

 

Etwas später habe ich den Kettbaum dann weiter nach vorne gebracht, ohne dass das Weben beeinträchtigt wurde und zum Ende dann die letzte Stellung ausprobiert.

 



Auch das bereitete nicht die geringsten Probleme beim Weben, so dass man den ganzen Rahmen durch Absägen der überstehenden Enden wesentlich handlicher machen könnte.

Das Salusso Litzenrohr hat eine hölzerne Grundleiste und stabilisiert sich dadurch in allen Lagen selbst auf den Seitenteilen des Webrahmens. Bei der Drahtspirale funktioniert das nicht, sie muss auf dem breiten, eingesetzten Brett des Rahmens liegen, um sich in ihren Positionen zu halten. 

 

 

Das war mir vorher nicht klar gewesen, deshalb hatte ich nur recht kurze Anlängerschnüre vorgesehen. Natürlich hätte ich das in diesem Fall leicht ändern können aber genausogut funktionierte eine aufgelegte Pappe als Unterlage für die Spirale, um bis zum Ende weben zu können.

Das war insofern auch interessant, als mir die Lage der Holzplatte sowieso nicht so gut gefallen hatte beim Weben. Ich finde sie liegt zu weit vorn oder ist einfach zu kurz. Man kann immer nur ein sehr kleines Stück weben. Würde man sie weiter nach hinten verlegen oder verlängern, hätte man die Möglichkeit eine viel größere Strecke zu weben, ohne die Kette nachlassen zu müssen. Diese Änderung werde ich sicher noch vornehmen.

 

 

Wenn die Fachbildung und das Weben dann nicht mehr so weit vorne sondern etwas weiter im hinteren Bereich des Rahmens möglich werden, bleibt hoffentlich auch der Schussfaden nicht mehr so leicht an der Flügelmutter hängen, wie es dieses Mal der Fall war.



Zum Schluss noch schnell die Einteilungsschnur zur Befestigung der Kettfäden, dann kann der Schal vom Rahmen genommen werden.


 
 
Fransen gedreht, gewaschen gebügelt - fertig! 
 






4 Kommentare:

  1. Ihr habt wieder gebastelt! 😄
    Ich habe meinen Esslinger immer noch nicht einmal benutzt, habe ihn nur durch Zufall gefunden und wegen der Spirale gekauft 🙄
    Wie schlägst Du die Kette an? Mit dem kleinen Kamm, der dabei liegt, oder mit dem Rohr? Für den Minikamm sieht es eigentlich zu gleichmäßig aus.
    Und immer noch bin ich nur beding ein Fan von diesem mit der Flügelmutter die Bäume spannen. Ihr habt doch die Zeichnung für das kleine Zahnrad, dass Dein Mann schon öfter aus Plexiglas geschnitten hat. Es wäre ein schönes kleines Teil, um es auf dem 3D Drucker zu versuchen 😎
    Ich denke, die 3 unterschiedlichen Kettlängen sind wirklich nur, um verschieden lange Ketten aufzuziehen, damit man immer das passende Webstück hat, ohne viel Verschnitt. Das Rundumbäumen, auch beim Masterweaver, ist einerseits ganz gut, um es ggf. vor dem Weben nochmal zu öffnen, andererseits auch nicht einfacher zu handhaben, als jede andere Methode, die Kette zu schären und auf den Rahmen zu bringen.
    Mein Litzenrohr ist übrigens auch 40/10. Ich habe es ausgemessen und danach auf dem unteren Quersteg gesehen, dass es sogar eingestanzt war. Sollte es wirklich unterschiedliche Webdichten gegeben haben?

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    1. Cara, ich habe meinen Esslinger auch schon sehr lange und bisher erst 1 x für eine Webprobe genutzt. Ich habe auch noch einen zweiten, 60 breiten Rahmen, den ich noch nie ausprobiert habe.
      Die Kette schlage ich mit der sog. Drahtspirale an, das geht wunderbar.
      Das Spannen von Webrahmen mit Flügelmuttern ist wahrlich keine tolle Lösung, wohl aber eine sehr einfache und unaufwendige. Als ich den Rahmen für den Schal nutzen wollte, war das eine Sache, die man von jetzt auf gleich umsetzen konnte. Ich bin froh, dass wir keinen größeren Umbau gemacht haben, denn ich habe mittlerweile eine viel bessere Lösung gefunden. Ich habe gerade einen Schal angefangen, bei dem ich die Spirale auf dem supereinfachen Rahmen einsetze, den wir - auch auf die Schnelle - für das Salusso-Rohr gebaut haben. Der Rahmen ist etwas schmaler als das Esslinger Rohr, so dass es mit einem Teil seines Drahtkörpers dort aufliegen kann und dadurch nicht dieses Brett benötigt, das den Esslinger Rahmen auszeichnet. Damit funktioniert es genauso gut wie das Salusso Litzenrohr. Tatsächlich finde ich, dass es sich mit diesen beiden Rohren besser weben lässt als mit einem Gatterkamm.
      Was die unterschiedlichen Webdichten betrifft, habe ich dir ja schon bei FB geschrieben, dass offenbar auch einmal 30/10 und 50/10 Draht-Litzenrohre existierten. Sowas würde ich sehr gerne mal ergattern :-)

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  2. gerade habe ich hier nochmal reingelesen, weil Du den Beitrag im aktuellen verlinkt hast 😂 Ich sag ja: ich kann den blog noch so oft lesen und entdecke immer wieder Neues.
    Diesmal sind mir die Flügelmuttern ins Auge gestochen. Ich nehme für solche Abdeckungen gerne selbstsichernde Hutmuttern, wenn sie etwas fixieren sollen und wenn ich eine Verschraubung öfter mal öffnen muss drucke ich mir schöne große Griffe mit einer eingelegten normalen Mutter drin. Die passe ich mir immer an die jeweilige Form an. Kannst Du ja jetzt auch 😉😂

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    1. Guter Tipp, danke, werde ich mir für andere Fälle merken, denn das Esslinger Rohr benutze ich jetzt nur noch mit dem einfachen Rahmen, den ich im Post danach zeige
      https://strick17.blogspot.com/2023/02/das-salusso-litzenrohr-und-der.html

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