Vor etwa 35 Jahre habe ich einen groben Wollstoff gewebt, aus dem ich für meine Mutter eine Weste genäht habe. Damals waren solche rustikalen Kleidungsstücke sehr beliebt und meine Mutter hat die Weste, auch als sie sie nicht mehr so häufig trug wahrscheinlich deshalb aufgehoben, weil sie handgewebt war. Irgendwann gehörte die Weste dann wieder zu den beliebten Kleidungsstücken, "weil sie den Rücken so schön wärmt".
Meine Mutter, mittlerweile 97 Jahre alt, wohnt seit 3 Jahren in einem Kölner Seniorenheim, dort ist die Weste nun leider versehentlich in die Wäscherei gekommen und seitdem nicht mehr auffindbar.
Ich konnte mich erinnern, dass noch Material in meinem Fundus war, das ich seinerzeit auch in der Weste verwebt hatte, nämlich die hellgraue isländische Lopiwolle oben rechts und naturfarbene Dochtwolle, die ich lila gefärbt hatte. Also lag es nahe, zu versuchen, die Weste zu rekonstruieren. Leider hatte ich keine Aufzeichnungen darüber, welches Material ich als Kette verwendet hatte und ich habe dafür dann 6-fache Strumpfstrickwolle besorgt.
Meine Einstellung war 3 Fäden pro Zentimeter, die Bindung Leinwand, die hellgraue Wolle habe ich einfädig geschossen, die lila Streifen jeweils doppelfädig, damit etwas Struktur entsteht.
An die Streifenbreite der Originalweste konnte ich mich nicht mehr genau erinnern und meine Mutter hatte sich diese Details natürlich auch nicht gemerkt.
Das Weben mit dem dicken Garn ging schnell vonstatten, die Probleme kamen mit dem Nähen. Meine Mutter ist viel kleiner als ich und ich hatte nur die Maße, die meine Schwester von einem Sweatshirt meiner Mutter abgenommen hatte, um den Schnitt zu erstellen.
Natürlich war auch meine Schneiderpuppe zu groß aber dennoch hilfreich, als es darum ging, die Ärmelausschnitte und den Halsausschnitt zu definieren.
Die alte Weste hatte im Perlmuster gestrickte, ca 3 cm breite lilafarbene Kanten an Armlöchern und Halsausschnitt. Ohne diese fand ich die Weste etwas trist, breite Ränder mochte ich aber ohne Anprobe nicht anbringen, also habe ich die entsprechenden Stellen einfach mit einer Reihe fester Maschen umhäkelt, was mir optisch schon besser gefällt.
Mit dem dicken Garn war auch das einfach und schnell zu machen.
Den Stoff hatte ich schon nach dem Weben gewaschen, das hat ihn weich und griffig gemacht aber wegen der angestrickten Ränder habe ich die fertige Weste noch einmal vorsichtig gebadet und nun trocknet sie, um dann gebügelt und nach Köln geschickt zu werden.
Auf dem Bild, das die Innenseite der Weste zeigt, erkennt man dass die Belege an den Vorderkanten einen etwas dunkleren Grauton haben. Ich hatte jeweils am Anfang und am Ende des Gewebes ein paar Zentimeter mit dem dünneren Kettgarn gewebt und aus diesen Stellen die beiden Vorderteile zugeschnitten, um so einen etwas weniger dicken, angewebten Beleg für die Front der Weste zu haben.
Sie gefällt mir in allen Details sehr gut, diese alte neue Weste.
AntwortenLöschenLG Elena
hej Marlies, die Weste ist wirklich sehr schön geworden und deine Mutter wird sich freuen. lg Heike
AntwortenLöschenDas ist ja ärgerlich mit der alten Weste, aber deine Mutter wird sich bestimmt über die neue freuen! Sie ist sehr schön geworden!
AntwortenLöschenLiebe Grüße Sigrid