Im vorangegangenen Beitrag habe ich Bilder vom Zusammenbau und der Inbetriebnahme meines 3D gedruckten Dobby-Webstuhls gezeigt.
Die Druckfiles für diesen Webstuhl sind über die Website Fraens Engineering erhältlich.
Mittlerweile ist mein erstes Webstück fertig und ich kann über meine Weberfahrungen berichten.
In dem kurzen Video webe ich einen Rapport des Flechtmusters. Ich habe inzwischen, anders als im vohergehenden Beitrag beschrieben, zwei Rapporte meines Schals in die Dobby-Kette programmiert, weil es mir zu lästig wurde, die Kette nach einer Rapportlänge von 12 Schüssen immer zurückdrehen zu müssen. Zwischen diese beiden, gleichen Rapporte habe ich je eine leere Programm-Leiste eingebaut (das scheint der offizielle, deutsche Begriff der Firma Louet für die pegs zu sein). Das gibt mir einen guten Überblick über den Fortschritt des Musterwebens.
Im Video sieht man, dass sich der Dobby-Aufsatz beim Herunterdrücken des Hebels immer etwas durchbiegt. Darüber hatte ich mir zuerst Sorgen gemacht, es hat aber bisher keine Probleme verursacht, ich konnte 2 kleine Probestücke und einen 175 cm langen Schal ohne sichtbare Materialschäden an dieser Stelle abweben.
Das Weben mit dem Dobby Mechanismus ging völlig reibungslos und machte wirklich Spaß. Je mehr Schäfte gehoben werden müssen, umso schwerer lässt sich natürlich der Hebel bedienen. Bei meinem 8-schäftigen Muster waren es max. 4 Schäfte auf einmal und da konnte ich den Hebel gut, sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand, herunterdrücken.
Die Bewegungen des Hebels sorgen aber dafür, dass sich die Achsen des Hebels und der oberen Rädchen, über die die Schnüre laufen, die das Messer heben, verschieben und herausfallen würden, wenn man sie nicht immer wieder an ihren Platz drückte. An diese Achsen werden wir also nachträglich Arretierungen anbringen.
Nach etwa 50 cm Gewebe trat bei meinem Webstuhl ein ernsthafteres Problem auf, die Kettspannung hielt nicht mehr.
Warenbaum und Kettbaum bestehen jeweils aus zwei gedruckten Rohren, die durch ein Mittelteil zusammengehalten werden.
Dieses Mittelteil wird mit 3 Einschmelzmuttern bestückt und durch das zusammengesetzte Rohr (mein Mann hat das Mittelteil zusätzlich mit Epoxidkleber gesichert), wird eine Aluminiumstange geschoben. Um die ganze Walze auf dieser Achse verdrehsicher zu befestigen, werden dann Stiftschrauben in die Muttern eingedreht, die sich in der Stange "festbeißen" sollen.
In unserem Fall hat dieser Kraftschluss aber nicht ausgereicht, die Walzen arbeiteten sich frei und drehten durch. Das Problem trat glücklicherweise stärker beim Kettbaum als beim Warenbaum auf, dadurch hatte ich die Möglichkeit weiterweben zu können.
Ich habe die Kette vom Kettbaum abgewickelt, den Reedekamm auf dem hinteren Streichbaum befestigt, dort die Kette noch einmal eingelesen, um die Webbreite halten zu können und dann die Kette mit einem Gewicht beschwert.
Das Weben verlangsamte sich dadurch etwas, weil ich laufend die Spannung am Warenbaum nachstellen musste, man kann das ganz am Anfang des Videos gut sehen, trotzdem war es so aber möglich, die Kette abzuweben.
Nach Fertigstellung des Gewebes, hat mein Mann die Bäume aus dem Webstuhl ausgebaut und wir konnten auf den Metallstangen je eine umlaufende Rille sehen, die die Schrauben in das relativ weiche Aluminium gegraben hatten.
Er hat nun an den entsprechenden Stellen in die Alustange Kegelvertiefungen gebohrt, um so statt eines bloßen Kraftschlusses einen Formschluss zu bewirken. Das nächste Gewebe wird zeigen, ob diese Maßnahme ausreicht oder ob wir auch eine Stange aus einem härteren Metall einsetzen müssen.
Nun noch ein paar Daten zu meinem neuen Schal. Die Webpatrone findet ihr im vorausgegangenen Post. Dort kann man sehen, dass der Hauptteil der Kette aus der blaugrauen Baumwolle 8/2 besteht, an den beiden Seiten habe ich Baumwolle 16/2 doppelt eingezogen. Ich wollte einen einfarbigen Rand haben, hatte aber kein stärkeres Baumwollgarn in der passenden Farbe.
Auch das verwendete Schussgarn hätte ich doppelt einziehen müssen, da es dünner ist als 8/2, ich habe es aber vorsichtshalber nicht für die Kette genommen, weil ich nicht wusste, wie reißfest es sein würde. Es handelt sich bei dem Schussgarn auf der großen Kone um ein leicht glänzendes, unregelmäßig gezwirntes Viskosegarn unbekannter Herkunft, das ich irgendwann mal auf einem schwedischen Flohmarkt gekauft habe. Ich habe es hier mit einfachem Faden verwebt.
Der gedruckte Kamm des Webstuhls hat die Einteilung 40/10, ich habe die Kette doppelt eingezogen und komme so auf ein Gewebe mit 8 Fäden pro Zentimeter.
Meine Kette war gut 3 m lang und zwischendurch war ich nicht sicher, ob das Gewebe überhaupt auf den Warenbaum passen würde. Bei diesem verhältnismäßig dünnen Material war es aber kein Problem einen Schal von 175 cm plus 2 x Fransen von gut 20 cm Länge und gut 40 cm Probegewebe zu weben und aufzuwickeln.
Frisch vom Webstuhl fühlte sich das Gewebe noch etwas hart an, nach der Wäsche und dem Bügeln ist aber ein zwar relativ dichter aber gut fallender Schal daraus geworden.
Ich finde es wunderbar, dass man auf diesem kleinen 3D gedruckten, 8-schäftigen Dobby-Webstuhl, der eher die Anmutung eines Kinderspielzeugs hat, tatsächlich brauchbare Webstücke, in durchaus komplizierter Musterung, erstellen kann.
Außerdem bin ich begeistert, dass ich auf diese sehr preiswerte Art und Weise gelernt habe, wie ein Dobby Mechanismus funktioniert und diese Art zu weben hat mir tatsächlich soviel Spaß gemacht, dass ich mir den 70 cm breiten Louet Magic Dobby mit 24 Schäften und mechanischer Kontrolle kaufen werde.
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Bildquelle: https://www.louet.nl/en/magic-dobby |
Es ist nur schade, dass dieser Webstuhl eine monatelange lange Lieferzeit hat, aber zum Glück kann ich in der Zwischenzeit ja mit dem kleinen Dobby von Fraens Engineering weiterspielen.