Samstag, 13. Dezember 2025

Ein Schal für Astrid Lindgren

 

Auf dem Rådhustorget in Vimmerby steht seit 2007 eine Bronzestatue, die Astrid Lindgren in ihrem Arbeitszimmer, an einer Schreibmaschine sitzend, darstellt. Wer mag, kann sich zu ihr gesellen, und dass es viele Menschen gibt, die auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz nehmen und sich an ihrem Tisch abstützen, kann man gut an den blankgeriebenen Stellen der Bronze erkennen.

Einer Plakette ist zu entnehmen, dass die Statue von Marie Louise Ekman und Studenten der Königlichen Kunsthochschule in Stockholm geschaffen und in Hermann Bergmanns Konstgjuteri AB gegossen wurde.

 

 


Als ich im Juli eine neue Schalkette für meinen Fraens Mini Dobby Webstuhl vorbereitete, habe ich noch nicht an Astrid Lindgren gedacht.

Die Virserumer Vävstuga ist in einem Gebäude einer ehemaligen Möbelfabrik untergebracht und steht damit auf dem gleichen Gelände wie das Kunstmuseum, das alljährlich im Juli einen Handwerkstag veranstaltet.

Aus diesem Anlass  haben sich die Mitglieder der Vävstuga mit einem Tag der offenen Tür beteiligt und ich habe ein bisschen "Schauweben" mit meinem kleinen Dobby gemacht.

 

 
 
Ich habe mir für meinen Schal ein 8-schäftiges, recht bekanntes Muster ausgesucht , das ich bisher aber noch nie gewebt hatte.
 


Für die Kette habe ich dunkelgrünes Cottolin 22/2 ausgesucht, der Schuss war wieder einmal Viskose unbekannter Herkunft vom Flohmarkt, dieses Mal in einem leuchtenden Türkiston.

 


 

Mein 3D gedruckter Fraens Dobby Webstuhl hat bisher nur einen 40er Kamm und die gewählten Garne ergeben bei doppeltem Einzug, also mit 8 Fäden / cm einen Stoff, der gut für Schals geeignet ist. 

 

 

Das entstehende Gewebe ist auch dünn genug, um mit einer Länge von etwa 1,80 noch auf den Warenbaum des kleinen Webstuhls zu passen.

   
 
Der Viskosefaden ist etwas unregelmäßig gesponnen, aber mir gefällt die daraus resultierende  Oberfläche recht gut. 
 
 

 

Auch dieses Mal hatte ich wieder die bekannten Kettspannungsprobleme, die ich im vorangegangenen Post genauer beschrieben habe. Sobald es möglich wurde, habe ich daher die Kette vom Kettbaum gewickelt, sie einfach über den Streichbaum laufen lassen und den Anlängerstab mit Gewichten versehen. 

So konnte ich des Rest zwar nicht mit optimaler Spannung, aber zumindest ohne allzu große Probleme abweben.

 


 

Bei unserem nächsten Besuch in Vimmerby,  einem kühlen Herbsttag im Oktober, habe ich dann Astrid Lindgren mit meinem neuesten Schal geschmückt.



 


 


 

Ich finde, dass der Schal ihr sehr gut steht und seine Farben hervorragend mit der Bronze harmonieren.

 


 

 

 

 

 

Mittwoch, 26. November 2025

Bruchschäden und ein Duplikat

 


 

Im Februar habe ich einen ersten Schal auf meinem 3D gedruckten Fraens Dobby Loom gewebt und meiner Schwester geschenkt. Das 8-schäftige Flechtmuster mit blaugrauer Baumwollkette und lindgrünem Viskoseschuss gefiel mir so gut, dass ich diesen Schal noch einmal für mich weben wollte.

 


Ich hatte dafür den kleinen Webstuhl in diesem Frühjahr mit nach Schweden genommen und in unserem Sommerdomizil in Virserum, wird hier gerade die Kette gebäumt.

 

 

Zum einfacheren Beschicken der Litzen habe ich den Kamm hochgeklappt und festgebunden.

 


Die Dobbykette ist schon installiert, darum kann nach dem Kammeinzug und dem Anbinden direkt losgewebt werden.

 


Es ist mein dritter Schal auf diesem Webstuhl, schon beim zweiten Schal war mir der Hebel gebrochen, der die Schäfte hebt. Damals hatten wir schnell einen neuen gedruckt, installiert und ich konnte nach kurzer Zeit weiterweben.




 
Aber als dieser Hebel jetzt in Schweden zu Bruch ging, stand uns kein 3D Drucker zur Verfügung.


 

 

Also bekam der Dobby Webstuhl nun einen neuen Hebel aus Holz und ich kann sagen, dass der nicht nur bei diesem Schal sondern auch schon bei einem weiteren seine Arbeit gut erledigt hat, ganz ohne Schaden zu nehmen.

 


 

Aber es taten sich noch weitere Schwachstellen auf.  Nur kurze Zeit später zerbrach ein weiteres, stark beanspruchtes Kunststoffteil, das sog. Messer. Dieses Messer nimmt die ausgewählten Dobby-Haken auf und zieht die mit ihnen verbundenen Schäfte hoch, wenn der Hebel  betätigt wird.

 

 

Auch hier mussten wir nun, ohne einen Drucker zur Verfügung zu haben, Ersatz schaffen und mein Mann hat das Messer durch ein von Hand zurechtgefeiltes Stück Aluminium getauscht. Da das Metallmesser meines Louet Magic Dobby ohne Einkerbungen funktioniert, hat er das Ersatzmesser auch, der Einfachheit halber, mit einer glatten Oberkante versehen, 

Bisher hat sich diese Lösung sehr gut bewährt.



Ich konnte weiterweben, bis ich gegen Ende der Kette die schon bekannten Schwierigkeiten mit der Kettspannung bekam. Sobald der Warenbaum gut gefüllt ist, neigt er dazu sich einfach zurückzudrehen. 

Erste Probleme damit hatten wir ja schon recht früh, aber offenbar immer noch nicht wirklich beheben können. Mittlerweile vermute ich, dass die Zacken der Sperrklinkenräder vielleicht etwas unterdimensioniert sind für den Zug, den sie aushalten müssen.

Jedenfalls haben wir uns jetzt vorgenommen, dass wir, sobald wir wieder drucken können, die Zahnräder und einige andere Details an dem Mini Dobby Webstuhl ändern werden.

Vorher hatte ich aber noch zugesagt, anlässlich des Handwerkstages, der jährlich im Juli von der Virserumer Kunsthalle veranstaltet wird, in unserer Vävstuga den kleinen Dobby Webstuhl vorzuführen. 

 

 


 

 

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Shadow Weave Schal

Webmuster, die einen gewissen 3D Effekt zeigen, finden sich häufig unter den als Shadow Weave bekannten Farbverflechtungsmustern. 

Die Patrone, die ich für diesen neuen Schal genutzt habe, stammt aus einem Artikel zum Arbeiten mit dem Webprogramm Weavepoint von Martinsson & Eriksson:

https://www.m-e.se/artiklar/skugga_1.html

 

 

 

Da ein hoher Farbkontrast den gewünschten Effekt verstärkt, habe ich mit schwarzer und naturfarbener Baumwolle 8/2 in Kette und Schuss gearbeitet.

 

 In die Litzen wird alternierend je ein dunkler und ein heller Faden eingezogen. 

 

 

Der Kamm hat die Einteilung 35/10,  ich habe jeweils 2 Fäden pro Riet eingezogen, meine Kette hatte also 7 Fäden pro Zentimeter, 6 Fäden hätten sicher auch gereicht und einen weicheren Fall ergeben, ich bin aber auch so mit dem Ergebnis zufrieden.

 


 

Bei nur 8 Schäften und 16 Wahlleisten ging das Bestücken der Dobbykette sehr schnell.

 


Angewebt ...

 


 

... aber erst nach drei Rapporten fiel mir der Einzugsfehler am linken Rand des Gewebes auf.

    Ich hatte bei vier nebeneinanderliegenden Fäden die Farbreihenfolge umgekehrt.

 


Der Fehler konnte aber leicht behoben werden :-)

 

 

 Auf dem Webstuhl, bei gespannter Kette, ist der 3D Effekt des Musters gut erkennbar.


 


Nach dem Fransendrehen habe ich den Schal erst in ca. 60° C  warmem Wasser eingeweicht, 

 

 

dann per Hand ausgewaschen und nach dem Trocknen gebügelt.


 

Das Muster gefällt mir durchaus gut, aber der am Webstuhl noch deutliche 3D Effekt ist beim fertigen Objekt nicht mehr so augenfällig.

Eher glaubt man lanzettliche Blätter zu erkennen.










Donnerstag, 25. September 2025

Blattmuster

 

Wie beim vorhergegangenen Beitrag, liegt auch meinem neuen, gewebten Schal ein Muster aus dem Atlas de 4000 Armures, Louis Serrure zugrunde.

Unter der Nummer 36871 ist es bei Handweaving.net zu finden. 

20 Schäfte und  26 Wahlleisten werden benötigt, wenn man das Blattmuster auf einem mechanischen Dobby-Webstuhl weben möchte.



 

Ich wollte den Schal mehrfarbig gestalten und hatte mir aus meinen Cottolin  22/2 Vorräten die unten abgebildeten Farben ausgesucht. Für einen locker fallenden Schal wäre Baumwolle 8/2 sicher eine bessere Wahl gewesen, aber ich habe eine wesentlich größere Farbauswahl im Cottolin-Regal.

 

 

Als ich die geschärte Kette im Reedekamm sah, gefielen mir die beiden orangefarbenen Streifen nicht und ich habe das Garn an diesen Stellen durch ein pinkfarbiges ersetzt. 

 


Ursprünglich wollte ich mit sehr hellgrauem Bamboo 8/2 im Schuss weben, stellte aber schon beim Anweben mit dem naturfarbenem Cottolin fest, dass mir auch das wohl farblich nicht gefallen würde.

Daraufhin habe ich das olivgrüne Garn ausprobiert, das ich in den Randfäden der Kette benutzt hatte, entschied mich dann aber für den wesentlich dunkleren Blau-Grünton, der links auf der Farbkarte zu sehen ist.

 


 
Damit hatte ich nun Cottolin 22/2 in Kette und Schuss bei einer Einstellung von 8 Fäden pro Zentimeter.
 
 
 
 
Von meinem Webprogramm lasse ich mir die Tretreihenfolge in Ziffern ausdrucken. Nachdem dann die Stifte nach dieser Vorgabe in die numerierten Löcher der aneinander hängenden Holzleisten eingesetzt sind,  geht das Weben mit einer mechanischen Schaftmaschine erstaunlich schnell. 
 
 

 
Guckt man aus diesem Blickwinkel auf die Dobbykette, ist das Muster schon erkennbar.


 

Es wird immer nur die nächste Holzleiste durch eine Linksdrehung des großen, eckigen Handgriffs (in der Bildmitte) ausgewählt und durch das Treten des einzigen Tritts, werden die von den eingesetzten Stiften ausgewählten Schäfte gehoben.



Ist die Kette gut aufgebracht und gut gespannt, öffnet sich trotz der 20,5 cm kurzen Litzen ein ausreichend großes, sauberes Fach für den Schusseintrag.

 


Nach 175 cm habe ich das Gewebe vom Webstuhl genommen und an beiden Enden von Hand die Fransen gedreht. Bei der Wäsche ist der Schal um gut 5 cm in der Länge geschrumpft.



Hier sieht man die leicht unterschiedliche Musterung von Vorder-und Rückseite des Schals.
 

 

Mit Cottolin in Kette und Schuss kann man keinen weich fallenden Schal erwarten, aber durch das Waschen, das Bügeln und das Hantieren ist der Stoff immerhin so griffig geworden, dass er seinen Zweck erfüllt, nicht kratzt, aber durchaus wärmt.

 




 

 

 

Montag, 25. August 2025

Gewebte optische Täuschung


 

Nach meinem ersten Versuch, eine optische Täuschung gewebt darzustellen, habe ich nun ein weiteres Muster ausprobiert, das ich wieder bei Handweaving.net gefunden habe.

Der Effekt des tumbling boxes - Musters meines ersten Schals auf dem Dobby Webstuhl ist ja leider nicht sehr deutlich ausgefallen, wahrscheinlich auch, weil das verwendete Wollgarn in diesem Fall nicht ideal war.

 

 Draft #37623:  Figure 2732, Atlas de 4000 Armures, Louis Serrure, France, 1920

 

 

  

 
Bei diesem französischen Webmuster von 1920 soll der Eindruck offener Kästen. entstehen  
Ich habe die Patrone in meinem Webprogramm leicht modifiziert, so dass alle Außenkanten des Schals nun hell sind. 
Insgesamt habe ich 6 Rapporte à 33 Fäden eingezogen, das Muster braucht 17 Schäfte und 32 Wahlleisten.
 
 

 
Um ein klareres Bild und dadurch hoffentlich wirklich eine Illusion von Dreidimensionalität hervorzurufen, habe ich ein dünneres, glatteres Garn verwendet als beim Weben der tumbling boxes, nämlich  Baumwolle 8/2, schwarz in der Kette, naturfarben im Schuss, doppelt in einen 40/10 Kamm eingezogen. 
 
 
 

 
Weil ich lieber gleich Projekte anstelle von Musterproben webe, habe ich eine 2,50 m lange Kette für einen Schal auf meinen Louet Magic Dobby Webstuhl aufgezogen.

 
 
 

 
Ich finde, dass schon beim Gewebe auf dem Webstuhl, der Eindruck offene Kästen zu sehen, durchaus gegeben ist, zumindest wenn man das Bild mit etwas Abstand betrachtet.

 

 

 
 
Beim fertigen Gewebe sieht man, dass die Einrahmung des ganzen Schals durch schmale, weiße Ränder leider nicht so deutlich erkennbar ist, wie gewünscht. 
 
 


Insgesamt bin ich aber ganz zufrieden mit dem Ergebnis :-)