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Montag, 10. Februar 2025

Weben mit meinem 3D gedrucktem Dobby-Webstuhl

 

Im vorangegangenen Beitrag habe ich Bilder vom Zusammenbau und der Inbetriebnahme meines 3D gedruckten Dobby-Webstuhls gezeigt. 

Die Druckfiles für diesen Webstuhl sind über die Website Fraens Engineering erhältlich.

 

 

Mittlerweile ist mein erstes Webstück fertig und ich kann über meine Weberfahrungen berichten.

In dem kurzen Video webe ich einen Rapport des Flechtmusters. Ich habe inzwischen, anders als im vohergehenden Beitrag beschrieben, zwei Rapporte meines Schals  in die Dobby-Kette programmiert, weil es mir zu lästig wurde, die Kette nach einer Rapportlänge von 12 Schüssen immer zurückdrehen zu müssen. Zwischen diese beiden, gleichen Rapporte habe ich je eine leere Programm-Leiste eingebaut (das scheint der offizielle, deutsche Begriff der Firma Louet für die pegs zu sein). Das gibt mir einen guten Überblick über den Fortschritt des Musterwebens.

 


 

Im Video sieht man, dass sich der Dobby-Aufsatz beim Herunterdrücken des Hebels immer etwas durchbiegt. Darüber hatte ich mir zuerst Sorgen gemacht, es hat aber bisher keine Probleme verursacht, ich konnte 2 kleine Probestücke und einen 175 cm langen Schal ohne sichtbare Materialschäden an dieser Stelle abweben.

Das Weben mit dem Dobby Mechanismus ging völlig reibungslos und machte wirklich Spaß. Je mehr Schäfte gehoben werden müssen, umso schwerer lässt sich natürlich der Hebel bedienen. Bei meinem 8-schäftigen Muster waren es max. 4 Schäfte auf einmal und da konnte ich den Hebel gut, sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand, herunterdrücken.

 


Die Bewegungen des Hebels sorgen aber dafür, dass sich die Achsen des Hebels und der oberen Rädchen, über die die Schnüre laufen, die das Messer heben, verschieben und herausfallen würden, wenn man sie nicht immer wieder an ihren Platz drückte. An diese Achsen werden wir also nachträglich Arretierungen anbringen.

Nach etwa 50 cm Gewebe trat bei meinem Webstuhl ein ernsthafteres Problem auf, die Kettspannung hielt nicht mehr.

Warenbaum und Kettbaum bestehen jeweils aus zwei gedruckten Rohren, die durch ein Mittelteil zusammengehalten werden.

 


 

Dieses Mittelteil wird mit 3 Einschmelzmuttern bestückt und durch das zusammengesetzte  Rohr (mein Mann hat das Mittelteil zusätzlich mit Epoxidkleber gesichert),  wird eine Aluminiumstange geschoben. Um die ganze Walze auf dieser Achse verdrehsicher zu befestigen, werden dann Stiftschrauben in die Muttern eingedreht, die sich in der Stange "festbeißen" sollen.



In unserem Fall hat dieser Kraftschluss aber nicht ausgereicht, die Walzen arbeiteten sich frei und drehten durch. Das Problem trat glücklicherweise stärker beim Kettbaum als beim Warenbaum auf, dadurch hatte ich die Möglichkeit weiterweben zu können.  

 

 

Ich habe die Kette vom Kettbaum abgewickelt, den Reedekamm auf dem hinteren Streichbaum befestigt, dort die Kette noch einmal eingelesen, um die Webbreite halten zu können und dann die Kette mit einem Gewicht beschwert.

 


 

Das Weben verlangsamte sich dadurch etwas, weil ich laufend die Spannung am Warenbaum nachstellen musste, man kann das ganz am Anfang des Videos gut sehen, trotzdem war es so aber möglich, die Kette abzuweben.

Nach Fertigstellung des Gewebes, hat mein Mann die Bäume aus dem Webstuhl ausgebaut und wir konnten auf den Metallstangen je eine umlaufende Rille sehen, die die Schrauben in das relativ weiche Aluminium gegraben hatten.

Er hat nun an den entsprechenden Stellen in die Alustange Kegelvertiefungen gebohrt, um so statt eines bloßen Kraftschlusses einen Formschluss zu bewirken. Das nächste Gewebe wird zeigen, ob diese Maßnahme ausreicht oder ob wir auch eine Stange aus einem härteren Metall einsetzen müssen.

 

 

Nun noch ein paar Daten zu meinem neuen Schal. Die Webpatrone findet ihr im vorausgegangenen Post. Dort kann man sehen, dass der Hauptteil der Kette aus der blaugrauen Baumwolle 8/2 besteht, an den beiden Seiten habe ich Baumwolle 16/2 doppelt eingezogen. Ich wollte einen einfarbigen Rand haben, hatte aber kein stärkeres Baumwollgarn in der passenden Farbe.

Auch das verwendete Schussgarn hätte ich doppelt einziehen müssen, da es dünner ist als 8/2, ich habe es aber vorsichtshalber nicht für die Kette genommen, weil ich nicht wusste, wie reißfest es sein würde. Es handelt sich bei dem Schussgarn auf der großen Kone um ein leicht glänzendes,  unregelmäßig gezwirntes Viskosegarn unbekannter Herkunft, das ich irgendwann mal auf einem schwedischen Flohmarkt gekauft habe. Ich habe es hier mit einfachem Faden verwebt.

Der gedruckte Kamm des Webstuhls hat die Einteilung 40/10, ich habe die Kette doppelt eingezogen und komme so auf ein Gewebe mit 8 Fäden pro Zentimeter. 

 

 


Meine Kette war gut 3 m lang und zwischendurch war ich nicht sicher, ob das Gewebe überhaupt auf den Warenbaum passen würde. Bei diesem verhältnismäßig dünnen Material war es aber kein Problem einen Schal von 175 cm plus 2 x Fransen von gut 20 cm Länge und gut 40 cm Probegewebe zu weben und aufzuwickeln.

 


Frisch vom Webstuhl fühlte sich das Gewebe noch etwas hart an, nach der Wäsche und dem Bügeln ist aber ein zwar relativ dichter aber gut fallender Schal daraus geworden.

 

 

Ich finde es wunderbar, dass man auf diesem kleinen 3D gedruckten, 8-schäftigen  Dobby-Webstuhl, der eher die Anmutung eines Kinderspielzeugs hat, tatsächlich brauchbare Webstücke, in durchaus komplizierter Musterung, erstellen kann. 

 


Außerdem bin ich begeistert, dass ich auf diese sehr preiswerte Art und Weise gelernt habe, wie ein Dobby Mechanismus funktioniert und diese Art zu weben hat mir tatsächlich soviel Spaß gemacht, dass ich mir den 70 cm breiten Louet Magic Dobby mit 24 Schäften und mechanischer Kontrolle kaufen werde.

Bildquelle: https://www.louet.nl/en/magic-dobby

Es ist nur schade, dass dieser Webstuhl eine monatelange lange Lieferzeit hat, aber zum Glück kann ich in der Zwischenzeit ja mit dem kleinen Dobby von Fraens Engineering weiterspielen.






Freitag, 17. Januar 2025

3D gedruckter Dobby Webstuhl

 

3D Druck wird für Webbegeisterte immer spannender. Schon Anfang letzen Jahres habe ich mir bei Fraens Engineering die Druckfiles für diese Miniausgabe eines 8-schäftigen Tischwebstuhls gekauft. 28 cm Webbreite ist zwar nicht gerade viel, aber zum Probeweben eigentlich ideal und z.B  für einen Schal ist diese Breite auch schon geeignet.

 

Bild: https://fraensengineering.com/3d-printed-table-loom/

 

Im Frühjahr sind wir aber nach Schweden gefahren und da wir dort keinen Drucker haben,   wurde dieses Projekt erst einmal auf Eis gelegt.  Das erwies sich dann sogar als glücklicher Zufall, denn kurze Zeit später veröffentlichte der Österreicher Franz Hirschböck, der die Seite Seite Fraens Engineering betreibt, ein Update, bei dem der Hebelmechanismus durch einen Dobbymechanismus ersetzt werden konnte: 

https://fraensengineering.com/dobby-upgrade-for-3d-printed-table-loom/

 

Das war natürlich noch viel interessanter!

 

 

Und so fingen wir dann bald nach unserer Rückkehr nach Deutschland mit der Bestellung der verschiedenen Metall- und Gewindestangen, Schrauben und Muttern, der Schnüre und Gummibänder, sowie dem Druck der vielen großen und kleinen Teile an.

 

 

Mir hatten die Farben, die Fraens gewählt hatte für diesen Zweck sehr gut gefallen und da wir Filament in weiß, orange und grau vorrätig hatten, konnten wir direkt mit dem Druck beginnen.



 

Richtig spannend wurde es dann, als wir genug Teile zusammen hatten, um mit dem Zusammenbau zu beginnen und so zum ersten Mal eine wirkliche Vorstellung von der Größe des kleinen Webgeräts zu erhalten.


 

Am Küchentisch habe ich dann später die Verschürungen aller Kordeln und Gummischnüre vorgenommen.

 

 
 
Hier werden gerade die Zugschnüre für die Schäfte vorbereitet. Wegen des engen Bauraums ist das eine Arbeit, die ganz schön fummelig ist.

 


Dann habe ich die Schäfte mit den gedruckten und wie sich später herausstellte, wirklich gut funktionierenden Litzen bestückt.
 
 

 
Der Einbau der Schäfte ließ sich am Besten bewerkstelligen, wenn man den Webstuhl auf die Seite legte und sie von unten einschob. So konnten auch die Gummibänder, die die gehobenen Schäfte wieder zurückziehen sollen, ganz gut an Ort und Stelle gebracht werden.
 
 

 
Für das eigentliche Mustern wird eine Kette aus Programm-Riegeln (lags / program bars) gebraucht, die pro Schaft jeweils ein Loch haben, hier also 8 Stück. Sollen für einen Schuss z.B. die Schäfte 1,2,5 und 7 gehoben werden, werden  das erste, zweite, fünfte und siebte Loch jeweils mit einem Stecker (dowel / peg) besetzt. Dafür gibt es ein kleines Werkzeug, in das man den Stecker einsetzt, diesen dann in das entsprechende Loch drückt und wie bei einem Bajonettverschluss eindreht.
Am Anfang geht das noch ein bißchen schwer, ich hoffe, dass dieses Einsetzen der Stecker mit fortlaufender Benutzung etwas leichter wird.
Am einfachsten ist es, sich bei der Bemusterung nach einem Liftplan zu orientieren. Bei meinem Webprogramm (Weave Point), habe ich mir die Zahlenabfolge des Liftplans ausdrucken lassen.
 
Ich habe bei meinem Flechtmuster den Plan, der oben auf dem Foto zu sehen ist, noch einmal geändert, um weniger Stecker einsetzen zu müssen. Es handelt sich hier um ein ungleichseitiges Muster und die Zahl der Schafthebungen lässt sich deutlich senken, wenn man die Seite des Gewebes, die an der Oberfläche erscheint, umtauscht.
Daran zu denken ist grundsätzlich empfehlenswert, denn je mehr Schäfte gehoben werden, umso stärker wird der Mechanismus beim Runterdrücken des Hebels belastet. 

 

 
 
Meiner Programmkette habe ich 2 verschiedene Flechtmuster hintereinander einprogrammiert, Beide haben einen Rapport von jeweils 12 Schüssen, ich wollte sehen, welches mir besser für einen Schal gefallen würde, der dann im weiteren Verlauf auf der Kette gewebt werden sollte.
Die beiden Muster habe ich durch einen "leeren" Musterriegel getrennt. 
Ich muss in diesem Fall also nach 12 Schüssen die Programmkette zurückdrehen und neu starten. Natürlich hätte ich sie auch abnehmen können und z.B. mit 2 Rapporten meines gewünschten Musters, also 24 Musterriegeln bestücken können, um so einfach umlaufend arbeiten zu können. 
 
 
 
 
 
Mit diesem und den folgenden Bildern, möchte ich versuchen, die Funktionsweise des Dobbymechanismus erklären.
Rechts ist die Programkette zu sehen, die verkürzt und erweitert werden kann, die einzelnen Riegel sind dafür beiderseits mit Schrauben verbunden. Man kann oben links einen weißen, leeren Riegel sehen, der mir zeigt, dass mit dem nächsten Riegel, der hier mit nur 1 Stecker im ersten Loch bestückt ist, mein Muster beginnt. 
(Am Ende dieses Musterrapports gibt es dann einen orangefarbenen, leeren Riegel, den man unten rechts, an der Wendestelle der Kette durchschimmern sieht.)
Wenn ich das große orangefarbene Rad nach links drehe, kann ich die Kette Riegel für Riegel nach links in den Turm hinein bewegen. Bei dieser Aktion steht der weiße Hebel immer oben, er wird in dieser Position von Gummischnüren gehalten.
 
 
 
 
 
Hier gucken wir nun von der linken Seit in den Turm und sehen oben nebeneinander  8 lange, graue Dobby-Haken und darunter quer gelagert ein kleinen, orangefarbenen Balken mit Einkerbungen, das sogenannte Messer. Der Hebel zeigt in diesem inaktiven Stadium nach oben.



 
Wenn ich nun einen mit Steckern bestückten Programmriegel mit dem Auswahlrad nach links in die aktive Position bringe, drücken die Stecker die entsprechenden Dobbyhaken in Richtung des Messers. Und wenn ich dann den Hebel nach unten ziehe und links arretiere, werden diese Dobbyhaken nach oben gedrückt und ziehen die betroffenen Schäfte mit hoch.
 

An diesem (zu flachen) Fehldruck kann man gut die Form der 8 grauen Stäbe sehen.. Sie sind oben auf einer Achse im Turm gelagert,  auf der sie durch das Langloch hoch- und runterbewegt werden können. Im unteren Teil sieht man den namengebenden Haken.





Die aktive Stellung sieht man hier noch einmal auf der linken Seite des Webstuhls. Der Hebel steht unten und hat das Messer nach oben gezogen, in das sich nun die Dobbyhaken eingeklinkt haben.



 
Das Ganze nun noch mal von vorne: Der Hebel ist unten links eingerastet und da auf diesem Bild ein Riegel mit nur 1 Stecker in Position 1 aktiv ist, ist auch nur der erste Schaft gehoben.



 

 
Jetzt geht es endlich ans Weben!
Der gedruckte Reedekamm ist aufgesteckt, mit Gummibändern befestigt und ich kann meine Kette aus 8/2 Baumwolle bäumen



 
Die gedruckten Litzen lassen sich sehr gut auf den Alustangen verschieben und man hat dadurch einen großen Arbeitsraum beim Einzug.
 


 
Der Kamm hat die Einstellung 40/10 und ich ziehe 2 Fäden ins Riet ein, so dass ich für mein Gewebe auf 8 Fäden pro Zentimeter komme.


 
 
Die Hängelade sollte mit seitlich angeknoteten Gummibändern zurückgehalten werden. Da die Knoten sich zu leicht lösten, habe ich sie am Ende mit Metallwiderhaken versehen.
 
 


Die Kette ist angeknotet und angewebt, jetzt müssen noch kleine Justierungen gemacht werden.

 

 

Das Fach ist nicht sehr groß aber ausreichend hoch, um mit einem meiner kleinen Schiffchen, das nur 20 cm lang und 1,5 cm hoch ist, gut weben zu können.



 

Auf dem letzten Bild ist die dunkle, kettdominante Unterseite des Schals zu erkennen, die abwechselnd 4 und 7 Hebungen benötigt hätte, wenn sie auf der Oberseite erschienen wäre, statt der abwechselnd 1 und 4 Hebungen, die die helle, schussdominante Seite oben zeigt.




 

Auf Fraens Seite gibt es u.a einen Link zu seinem YouTube-Video, in dem man den Zusammenbau des Dobbys sehen kann und auch, wie er damit webt:

https://www.youtube.com/watch?v=YeKWOCkqxSM

 

Im nachfolgenden Post schildere ich meine Erfahrungen beim Weben mit diesem kleinen Webstuhl:

https://strick17.blogspot.com/2025/02/weben-mit-meinem-3d-gedrucktem-dobby.html