Samstag, 24. Januar 2015

Damastweben 1 - Bauplan für eine Zugeinrichtung

Seit im Jahr 1982 Lillemor Johanssons Buch Opphämta och Damast erschien, will ich Damast weben. Wie so häufig ging es mir gar nicht so sehr darum, dieses spezielle Gewebe herzustellen sondern ich wollte vor allem wissen, wie die Sache eigentlich funktioniert.


Jetzt nach mehr als 30 Jahren bin ich endlich soweit, wir haben einen meiner Webstühle mit einem selbstgebauten Damastaufsatz versehen; ich habe den Webstuhl für ein erstes Probegewebe mit 10 Musterschäften eingerichtet und bin völlig begeistert von dieser Art Muster zu weben.


Unter Damast versteht man ein Bildgewebe, dessen Musterung durch Kett- und Schusseffekte zustandekommt. Die Technik hat ihren Ursprung wahrscheinlich in China und gelangte über den Orient nach Europa. Typisch für das Erscheinungsbild von Damast ist die treppenförmige Musterung, insofern unterscheidet sich dieses Gewebe auch vom Jacquard.
Damast entsteht am Zugwebstuhl, dieser hat zwei verschiedene Schaftsysteme, Musterschäfte und Grundschäfte. Die einzelnen Musterschäfte sind mit Schnüren verbunden, die man zieht, um sie auszuheben, die Grundschäfte dienen der Abbindung der Fäden, sie werden wie üblich über Tritte bedient.
Die zu beginn des 19. Jahrhunderts entwickelten Jacquardwebstühle arbeiten dagegen mit aneinandergehängten Lochkarten, die mit Nadeln abgetastet werden. Bei Löchern wird der Faden gehoben, andernfalls gesenkt, dieses bewirkt, dass jeder einzelne Kettfaden angesprochen werden kann.
Hierzulande befanden sich die Schwerpunkte der Damastweberei  in Schlesien, Sachsen und im Bielefelder Raum. In Großschönau in Sachsen wurde von 1666 bis 1933 Damast hergestellt. Heute kann man dort das Deutsche Damast- und Frottiermuseum besuchen. An den Zugwebstühlen arbeiteten seinerzeit jeweils zwei Personen, ein Weber und ein Zieher.
Wie das ausgesehen hat, kann man gut auf einem Bild in diesem Artikel zur Damastweberei sehen.
Die Damastweberei im großen Stil gibt es heute nicht mehr, industriell wird nur noch Jacquard hergestellt.

In Schweden ist die Entwicklung  etwas anders verlaufen, hier standen in vielen, vielen Häusern Webstühle, an denen für den Eigenbedarf gewebt wurde. 1820 gab die Weberfamilie Ekenmark ein Buch heraus, das neben Damastmustern auch Zeichnungen für den Bau eines Zugwebstuhls enthielt. Die Idee für diesen stammte ursprünglich aus John Duncans Buch, Practical and Descriptive Essays o  the Art of Weaving, Glasgow 1807-08. Obwohl die Webstühle relativ kompliziert konstruiert waren, wurden sie sehr häufig nachgebaut, teils in vereinfachter Form, aber dennoch funktionsfähig. Interessant war vor allem die Tatsache, dass diese Art des Zugwebstuhls vom Weber allein bedient werden konnte.
In Lillemor Johanssons Buch finden sich Konstruktionszeichnungen und etliche Abbildungen dieser alten Webstühle. Im Wesentlichen funktionieren sie wie die heute gebrauchte dragrustning.



Diese Zeichnung findet sich auf S. 37 in dem Buch Damast von Gertrud Ingers und John Becker, Ica Förlaget, 1955.


Entsprechend war die kleine Zampelausrüstung für 10 Musterschäfte der Firma Glimåkra konstruiert.


Um auch mit waagerechter und senkrechter Kontermarsch weben zu können, wurde etwas später ein neues Modell der kleinen Zampelausrüstung herausgebracht, das mit 20 Musterschäften ausgestattet war.


Diese beiden Formen werden heute nicht mehr hergestellt, GAV- Glimåkra verkauft heute die Zusätze von Myrehed väv & textil


Bei dem Modell von Myrehed werden die Zugleinen nicht in der Mitte über ein sogenanntes Chorbrett geführt, wie man es auf der Zeichnung gut erkennen konnte, sondern durch Löcher im seitlichen Rahmenteil, um dann direkt mit den Schäften verbunden zu werden. Diese Variante gefiel mir besser und wir haben uns beim Bau an diesem Typ orientiert.


Im Wesentlichen besteht die Zampelausrüstung aus einem Holzrahmen, der auf dem Webstuhl platziert wird. Dazu kommen Schafthalter und Schaftleisten. Alle diese Holzteile sind in den folgenden Zeichnungen bemaßt.



Die neue Zugeinrichtung ist gut am hellen Holz zu erkennen. Sie ist auf einen Glimåkra Standard Webstuhl aufgesetzt, Webbreite 120 cm, hat Platz für 48 Musterschäfte und ist momentan für 20 Schäfte vorbereitet. Die Maße sind so gewählt, dass ich sowohl mit Drällrollen als auch mit Kontermarsch arbeiten kann.



Um die Reibung an den Schnüren möglichst gering zu halten, haben wir die Seitenteile nicht durchbohrt sondern mit Ringschrauben versehen.



Die folgende Zeichnung zeigt die Maße der hinteren Querlatte, der Schafthalter und Schaftleisten.


Momentan liegen 11 Musterschäfte auf den Schafthaltern.


Die drei vorderen Latten, jeweils von vorn und von oben gesehen:


Eine Seitenansicht des zusammengebauten vorderen Teils.


Und ein Blick von hinten.


Man gut sehen, dass kein mittleres Chorbrett nötig ist.


Um mit der Zugeinrichtung arbeiten zu können, werden desweiteren Polyesterschnur, spezielle Litzen, sowohl für die Musterschäfte als auch für die Grundbindung benötigt, Knopflochgummiband und Gewichte.


Links im Bild links sieht man die Musterlitzen, Texsolv 540/12, sie sind ungewöhnlich lang und haben ein kleines Auge, rechts liegen die Litzen für das Grundgewebe, Texsolv 300/64. Die Zahlen geben jeweils die Länge der Litze und des Litzenauges in Millimeter an. In der Mitte liegt ein Damastgewicht, es ist ca. 30 cm lang und wiegt 60 g.

Wie man alle diese Teile mit dem Damastaufsatz verbindet, werde ich im nächsten Post beschreiben.



Montag, 12. Januar 2015

Einfaches und Kompliziertes



Bei meinem Schrank mit Einzelknäueln und Restgarnen habe ich diesmal hauptsächlich ins rote Fach gegriffen, etwas gelbe Seide hinzugefügt und schließlich das zuerst ausgewählte Bouclégarn ganz oben, durch das Fransengarn links ersetzt.


Das Ganze kam dann irgendwie zusammengestellt als Kette auf den kleinen Webrahmen.


Für den Schuss habe ich die etwas dickere, orangefarbene Merinowolle ausgewählt.


Schnell und einfach zu weben, ein kunterbunter Schal.



Durchaus komplizierter gestaltet sich das Einrichten des Damastgewebes. Mittlerweile habe ich die Musterlitzen alle beschickt, die ca. 800 Fäden auch durch die Litzen für das Grundgewebe gezogen und als Nächstes folgt nun der Kammeinzug.




Donnerstag, 1. Januar 2015

A Day in the Life of Looms 2015

Seit 2010 zeigt uns Meg aus Neuseeland auf ihrem Blog Unravelling jeweils am 
1. Januar, wie ihre Webstühle gerade bestückt sind und sie fordert dazu auf, diesen 
Day in the Life of Looms mitzumachen.

In diesem Jahr will ich nun der Einladung folgen.


Im Wohnraum steht mein 135 cm breiter Glimåkra-Standard mit einer Schalkette. Den ersten Schal hatte ich schon abgeschnitten, sobald er fertig war. Ich war neugierig, wie sich das Krinkelmaterial verhalten würde. An diesem zweiten Schal habe ich nur noch ein paar Zentimeter zu weben, ich wußte allerdings, dass ich über Weihnachten keine Zeit haben würde den Webstuhl neu zu bestücken, daher habe ich die Kette nicht mehr abgewebt, ich wollte mir nicht dauernd einen leeren Webstuhl angucken müssen.


Mein Bandwebstuhl hat schon seit Jahren die gleiche Kette, es ist ein Rest selbstmusterndes Sockengarn, irgendwie habe ich einfach keine Lust das Band fertig zu weben, wahrscheinlich weil ich keine direkte Verwendung dafür habe. Ich wollte seinerzeit einfach nur die Wirkung des Farbverlaufs sehen


Und weil ich mittlerweile meinen Inkle-Loom habe, war es auch gar nicht nötig, den Bandwebstuhl frei zu bekommen. Aufhänger für Handtücher lassen sich auf dem kleinen Webgerät viel schneller herstellen. Das hier sollen die Aufhänger für meine Fibonacci Handtücher werden.


Die Läufer aus Kettabfallgarn auf dem nachgebauten Kothe Nordia von Varpapuu  sind mittlerweile auch fast fertig. Da hier einzelne Fäden eingewebt werden, dauert die Arbeit etwas länger.


Im Webkeller habe ich vor ein paar Tagen auf meinen Normalo-Webstuhl eine Kette aufgezogen für einen kleinen Papiergarnläufer. Der Webstuhl macht aber einige Schwierigkeiten bei diesem schmalen, achtschäftigen Gewebe, so dass erst noch ein paar Umbauarbeiten nötig werden, bevor ich da weiterweben kann.


Auch gebaut wird an meinem 120er Glimåkra Standard. Er soll eine Damastausrüstung bekommen. Sie ist fast fertig und ich habe damit begonnen, die Litzen für die Musterschäfte mit Gewichten zu bestücken. Über die ganze Aktion werde ich demnächst ausführlicher berichten.


Meine Webstühle in Schweden dürften ja nun heute auch noch genauso aussehen, wie ich sie hinterlassen habe, als wir für den Winter zurück nach Deutschland gegangen sind.


Auf der 80 cm breiten, nachgebauten Rita webe ich Platzdeckchen im Såldräll-Muster.



Der Miniwebstuhl vom Loppis war schon beim Kauf mit einer meterlangen Kette bespannt, von der ich ab und an immer mal wieder ein paar Zentimeter abwebe, fertig bin ich damit wohl noch lange nicht.


Und der Louet W 70 Tischwebstuhl ist leider nicht bestückt, das soll sich im Frühjahr aber ändern.



Ich wünsche euch allen ein glückliches Neues Jahr!